Als Hessen am Rande des Imperiums lag
Römer bauten im Taunus Eisen und Silber ab / In und an der Saalburg lebten bis zu 2000 Menschen

Von Klaus Nissen

Die fruchtbaren Böden der Wetterau lockten um die Zeitenwende die ersten Römer an. Hier konnten sie reichlich Weizen, Obst und Wein produzieren und in ihr südlich von Main und Rhein liegendes Reich importieren. Auch die Salzquellen im heutigen Bad Nauheim und die Eisen- und Silbervorkommen im Taunus versprachen Gewinn. Von den Grenzstädten Nida (Heddernheim) und Mainz aus bauten die Römer Straßen, deren Trassen heute noch als Feldwege genutzt werden. Alle zwei Kilometer legten sie in der Wetterau Gutshöfe an, die meist von pensionierten Berufssoldaten betrieben wurden.

Militär war überall präsent. Berufssoldaten mit 20-jähriger Dienstzeit hielten die keltische Bevölkerung in Schach. Kaiser Domitian schickte seine Legionen vor, um die aus dem Norden einwandernden Germanen fern zu halten. Große Militärstützpunkte gab es im heutigen Echzell und auf dem Friedberger Burgberg - wo die Römer syrische Bogenschützen stationiert hatten. Um 80 nach Christus bauten sie auf dem Taunuskamm den Limes. Erdwälle und Holzpalisaden sollten Einfälle der Germanen    verhindern.    Bemannte Wachttürme standen in Sichtweite voneinander entfernt. Bei Alarm ermöglichten sie eine schnelle Kommunikation.

Die Saalburg war eine große Grenzfestung auf dem 414 Meter hohen Saalburgpaß, über den schon in prähistorischen Zeiten eine Fernstraße führte. Um 83 nach Christus wachten 80 bis 100 Soldaten in der Erdschanze mitten im Mittelgebirgs-Urwald. Um 90 nach Christus hatte die Saalburg hölzerne Gebäude und etwa 150 Mann Besatzung. Anno 135 wurde die 2. Raeterkohorte mit 500 Reitern und Fußtruppen vom Alpenrand in die Saalburg verlegt. Um 200 nach Christus hatte die Kaserne Steinhäuser, eine Badeanstalt und ein Gästehaus. Vor dem Tor lag ein Dorf mit Handwerker-, Händler- und Wirtshäusern. Auch pensionierte Soldaten lebten dort mit ihren Familien. Gut 2000 Menschen fasste die gesamte Siedlung.

Das Ende kam 259, als die Alemannen den Limes stürmten. Die Römer mußten sich aus dem Taunus und der Wetterau zurückziehen. Die Saalburg verfiel; ihre Mauern wurden bis ins 19. Jahrhundert als Steinbruch genutzt.

Erst im 19. Jahrhundert interessierten sich Archäologen für die Hinterlassenschaften der Römer. Ab 1894 ließ Louis Jacobi die Saalburg ausgraben. Der im Bad Homburger Schloß wohnende Kaiser Wilhelm II. befahl den Wiederaufbau. Seit 1907 sieht die Saalburg so aus, wie man sich vor 100 Jahren römische Kasernen vorstellte.

Heute hat der Limes den Status eines Weltkulturerbes. Jährlich kommen rund 160.000 Menschen zur Saalburg. Für 6,7 Millionen Euro baut das Land Hessen dort momentan einen Archäologischen Park, darin ein weiteres Museumsgebäude und zwei Häuser aus dem Kastelldorf. Sie sollen ab Jahresende zu besichtigen sein. Die Außenanlage will man bis Ende 2009 fertigstellen.

Frankfurter Rundschau – 5.5.08 - mit freundlicher Erlaubnis der FR

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