Kein Platz für Camp-King-Historie
Manfred Kopp erforscht Geschichte des Geländes von 1933 bis 1993 / Schüler sollen mit Ergebnissen arbeiten

Wo künftig die Ausstellung über die Geschichte des Camp King gezeigt werden kann, ist unklar. Dabei haben die Stadtverordneten längst beschlossen, dass eine Art Museum eingerichtet wird, und der Kulturausschuß hat Heimatforscher Kopp um die Aufarbeitung gebeten.

Von Lia Venn

Oberursel - Am Orte hängt, zum Orte drängt doch alles, könnte es sehr frei nach Goethe heißen. „Daß es ihn geben wird ist klar, nur wo, daran hängt es im Moment", sagt Heimatforscher Manfred Kopp, der den „Erinnerungsort" für das Areal des Camp King gleichsam bei sich hat: In seinem Kopf versammelt sich die weitreichende Geschichte von 1933 bis 1993 in Zeugenaussagen, gelesenen Texten und gesichteten Bildern. „Die Stadtverordneten wollen eine Gedenkstätte", sagt der Kurator des Vortaunus-Museums, „die soll aber nichts kosten."

Recherche seit Dezember 2005

Der Sozial- und Kulturausschuß hat Manfred Kopp gebeten, an der Dokumentation der Geschichte des Areals an der Hohemarkstraße zu arbeiten. Seit Dezember 2005 tut er das, gibt mit einer Vortragsreihe Einblicke in seine Erkenntnisse. Den Ausschuß will er im Januar über den Stand der Dinge informieren. „Mein Ziel ist ein Raum, in dem ich die gesammelten Bilder und Dokumente zur Verfügung stellen kann", sagt Kopp, „dort können dann Schülergruppen sozusagen vor Ort über den Ort forschen."

Der Historiker hat viel gesammelt und gelesen zum Thema. „Das ist wie ein Puzzlespiel, wenn Sie sich sagen, jetzt höre ich aber auf, finden Sie wieder ein passendes Teil." So habe er sich „erst letzte Woche gefragt, wie die Frankfurter Uni auf das Haus am Wald in Oberursel kam, um dort den Siedlungshof zu errichten". Und Kopp findet die Antwort: „Der Vorbesitzer des Grundstückes war Leiter der Städelschule in Frankfurt, 1933 gekündigt wegen politischer Unzuverlässigkeit. Seine Frau war Jüdin."

Das umfangreiche Material hat Kopp nun in eine Ordnung gebracht. „Zunächst biete ich eine Gliederung der Zeit 1933 bis 1993 thematisch, zeitlich, sachlich, Siedlungshof, Dulag, Camp King." Das Material solle in ein „nachvollziehbares System" gebracht werden, im Gegensatz zu den Erinnerungen Einzelner. Kopp versucht zudem eine Zuordnung, indem er lokale Ereignisse mit gesellschaftlichen und politischen verbindet. „So waren bei der Bau- und Siedlungsausstellung 1938 in Frankfurt Häuser ausgestellt, die danach ab- und in Oberursel im Siedlungshof wieder aufgebaut wurden, wie das Gemeinschaftshaus."
Manfrd Kopp, lokaler Historiker

„Je mehr man erfährt, desto mehr Fragen hat man." Manfred Kopp ist bei der Erforschung des historischen Oberursel in seinem Element

Die Textzeugnisse und Bilder hat Manfred Kopp zu einer Sammlung zusammengeführt, es folgt die „Überleitung von kommunikativer in konservierte Zeitgeschichte", wie er es nennt. „Noch gibt es Menschen, mit denen ich über die Geschichte des Gebietes reden kann. Aber sehr lange wird es Zeitzeugen ja nicht mehr geben." Kopp dokumentiert sämtliche Arbeitsergebnisse. Einen Raum für die Arbeit, für die Erinnerung, gibt es bisher indes nur in der Bekundung der Stadt, dass es ihn geben soll.

Dokumentation in der Kapelle?

In der Diskussion war besagtes Gemeinschaftshaus, die Mountain Lodge. Aber hier paßt Goethe im Original: „Am Golde hängt, zum Golde drängt doch alles." Geld ist gleichsam der Hemmschuh der Erinnerung. „Das Gebäude leidet an hohen Sanierungskosten", sagt Klaus Witzel, Geschäftsführer der Stadtentwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Deshalb sei immer noch kein Investor gefunden. „Erst dann wissen wir mehr über die künftige Nutzung und ob ein Raum für die Dokumentation bleibt." Sonst müsse womöglich auf die Kapelle aus gewichen werden, die zurzeit an die Waldorfschule vermietet ist. „Aber die ist ja recht klein", sagt Witzel, dem es wichtig sei, dass ein Ort auf dem Gelände des Camp King gefunden werde. Kulturdezernent Dieter Rosentreter (FDP) ist weniger zuversichtlich: „Es kann sein, dass wir ausweichen müssen, wir warten noch die Gespräche mit möglichen Investoren ab." Saniert werde die Mountain Lodge nicht vor 2008. „Noch ist alles offen." Dass es einen Raum für die Dokumentation geben werde, sei aber klar: „Die ganze Arbeit von Herrn Kopp soll ja nicht umsonst gewesen sein."

Frankfurter Rundschau – 19.12.06 - mit freundlicher Erlaubnis der FR