Haldorn wacht über die Zeugen aus Stein

Von Petra Pfeifer

Steinbach. Es ist kaum zu glauben, doch Steinbach war jahrzehntelang von sage und schreibe 94 Grenzsteinen umgeben. Umso ärgerlicher, daß deren Zahl ständig kleiner wird. So hat Heinrich Haldorn vom Heimat- und Geschichtsverein erst kürzlich feststellen müssen, daß schon wieder zwei dieser historischen Kleindenkmäler erheblich beschädigt wurden.

Grenzsteine sind das Spezialgebiet des Hobby-Historikers, und er erläutert, warum am Rand der Gemeinde einst so viele gesetzt wurden: Steinbach gehörte früher zum Großherzogtum Hessen und alle anderen Orte ringsherum zum Herrschaftsbereich Hessen-Nassau. „Durch die Verwinklung der Grenze, die ursprünglich im Zickzack durch das Industriegebiet führte, kam es zu dieser Menge Steine“, berichtet er. Der gelernte Heizungsinstallateur ist seit 1987 Mitglied im Heimat- und Geschichtsverein. „Und über einen Grenzstein bin ich bei einer archäologischen Feldbegehung gestolpert“, erinnert er sich.

Ein Stein, den er heute zwar nicht mehr findet, der ihn jedoch dazu brachte, sich mittlerweile über Jahrzehnte intensiv mit dem Thema zu befassen. Daher ist er besonders stolz auf eine Übersichtskarte zur Feldbereinigung in der Gemarkung Steinbach aus dem Jahre 1899 im Maßstab 1:2500, auf der jeder einzelne Stein eingezeichnet ist: „Die halte ich in Ehren!“

Haldorn begibt sich regelmäßig mit seinem Fahrrad auf Tour, die Grenzen Steinbachs abzufahren und nach den „stummen Zeugen“ früherer Zeiten zu sehen. Wegen schwerer landwirtschaftlicher Gerätschaften, komme es hin und wieder vor, daß ein Stein auf einem Acker ein wenig wandert: „Auf diese Weise wandern die Wege und Äcker.“

Mitunter ist ein Stein bei allzu feuchter Witterung auch schon im Boden versunken. „Die grabe ich dann wieder aus.“ Besonders betroffen machen ihn jedoch regelmäßige Beschädigungen an den Steinen: „Das tut immer wieder weh, wenn so ein Kerl nicht mehr heil ist und wenn das so weitergeht wie bisher, dann haben wir in 20 Jahren keinen intakten Grenzstein mehr.“ Richtig ärgerlich wird Haldorn jedoch, wenn so ein Kleindenkmal ganz verschwindet – und das ist in den zurückliegenden Jahren schon so oft geschehen, daß es mittlerweile nur noch 43 Steine sind.

Auf welche Jahreszahl sie zurückzudatieren sind, ist sich Haldorn nicht ganz sicher: „Vermutlich sind sie zur napoleonischen Zeit um 1810 aufgestellt worden.“ Auch wenn die Zickzack-Grenze im Industriegebiet durch die Bahnlinie begradigt wurde, so weiß Haldorn: „Die Steine stehen entlang der heute noch gültigen Grenzen.“ Daher freut es ihn, daß er in einigen Steinbachern Paten gefunden hat, die hin und wieder nach „ihren“ Brocken schauen: „Das sind jeweils Drei-Märker-Steine, die die Grenzen zwischen Steinbach, Weißkirchen und Eschborn markieren.“

Wer sich für eine Patenschaft interessiert, kann sich mit Heinrich Haldorn unter der Rufnummer (0 61 71) 7 69 64 in Verbindung setzen.

Höchster Kreisblatt - 04.07.2008 - mit freundlicher Erlaubnis des HK