Die Herren von Kronberg036-a02Die Herren von Kronberg und ihr Ende

Was wäre Kronberg ohne Eschborn? Rein geschichtlich gesehen, selbstverständlich.

Hartmut von Eschborn, die Hartmut-Schule erinnert an ihn, war ganz am Anfang, doch die alten Rittersleut’ brauchten mehr Sicherheit, nicht zuletzt bei ihren Überfällen auf Frankfurt - die gab das hügelige Gelände von Kronberg. Sie errichteten eine wehrhafte Burg.

Eine lange Geschichte verbindet sich mit den Kronberger Herren, die sich nicht auf Kronberg beschränkten. Darüber berichtet das Büchlein “Die Herren von Kronberg an Nahe, Neckar, Rhein und Main” von Jutta und Wolfgang Ronner.

Lesen Sie, was es mit dem in diesem Epitaph symbolisierten Ende auf sich hat. Dem Autor Wolfgang Ronner danken wir für seine freundlich erteilte Erlaubnis, einen Auszug aus seinem Werk auf diese Homepage zu bringen.

Eine erfolgreiche Familie:
die Herren von Kronberg
Jutta und Wolfgang Ronner

Die Herren von Kronberg09402

Der heutige Sitz der Höchster Porzellanmanufaktur, Bolongarostraße 186, ist als Dalberg-Haus bekannt, erbaut hat es aber ein Kronberger, der es 1586 an Erzbischof Wolfgang von Dalberg verkaufte. Ein prächtiger Wappenstein zeigt den Erbauer, die Farben sind neu (1977 restauriert). In der Mitte steht das Wappen Hartmuts XIII. (1517-1591), rechts das seiner ersten Frau Barbara von Sickingen (seit 1539), links das der zweiten, Margarethe Brendel von Homburg (seit 1570). Haben wir eben rechts und links verwechselt? Durchaus nicht, wir haben sie nur im heraldischen Sinne angegeben, wie es sich für Wappen gehört. Sie sind Zeichen auf einem Schild und werden vom Schildträger her gesehen. Hartmut war einer der drei Söhne Hartmuts XII., den jeder Kronberger von seinem Reformator-Denkmal her kennt. Er hat es in Mainzer Diensten zum Marschall und Rat gebracht und war Amtmann in den Mainzer Städten Hofheim und Höchst. Die Beziehungen zum Kurfürstentum Mainz wurden noch enger, als er seine zweite Frau nahm, die eine Nichte des Erzbischofs Daniel Brendel von Homburg (1555-1582) war. Kein Wunder, daß seine Söhne Franz, Hartmut und Johann Georg der Reihe nach Amtmänner in Höchst und Hofheim wurden und die Versuchung, wieder katholisch zu werden, groß war. Hartmut (XIV.), der auch in Lohr am Main und in der Grafschaft Rieneck im Spessart Amtmann wurde, heiratete wieder eine Brendel von Homburg (1590) und kehrte zum alten Glauben zurück, wie es sich für einen so versippten und mit Mainzer Ämtern versehenen Mann gehörte. Den Vogel schoß aber der noch nicht genannte Sohn Hartmuts XIII. ab, Johann Schweikart von Kronberg. Sein Stiefonkel auf dem Mainzer Stuhl, Daniel Brendel, ließ ihn geistlich erziehen; er stieg von Stufe zu Stufe und wurde 1604 Erzbischof und Kurfürst von Mainz. Wir hören noch von ihm.

Bolongaro 186

Frankfurt-Höchst, Bolongarostraße 186

Bolongaro 152

Frankfurt-Höchst, Bolongarostraße 152

 

Jetzt beschäftigt uns der erste Sohn Hartmuts XIII., Franz von Kronberg (etwa 1545- 1605). Er hat ein stattliches Gebäude in Höchst errichten lassen (Bolongarostraße 152), das durch eine moderne Wappentafel als „Ehemaliges Cronberger Haus" ausgewiesen ist. Erbaut wurde es 1577-1580. Das Haus wurde mehrfach verändert, ab 1874 war es zeitweilig Rathaus und Schule, im Zweiten Weltkrieg wurde es schwer beschädigt. Im Hof finden wir ein einfaches Renaissanceportal mit jonischen Pilastern, deren Basen die Köpfe „wilder Männer" zeigen. Hoch darüber verkündet heute ein Inschriftstein lateinisch und deutsch: „Im Jahr 1577 den 9. Julii wardt der erste Stein gelegt. Gott sei die Ehr durch des Genadt/Frantz von Cronberg gebauet hatt/dies Haus welches der ewig Gott/sampt allen bewahr vor Fewers Noth".

 

Die Letzten des Geschlechtes

Kurfürst Johann Schweikart hat noch dafür gesorgt, daß seine Familie in den Reichsfreiherrnstand erhoben wurde (1623); er hat nicht mehr erlebt, daß sein Neffe Adam Philipp in den Reichsgrafenstand aufstieg (1630). Doch Adam Philipp, Reiterführer im Dreißigjährigen Krieg, erlag schon 1634 einer Seuche, der unmündige Sohn Kraft Adolf Otto konnte die Herrschaft in Kronberg erst 1650 übernehmen. Als er 1692 starb, hinterließ er keine legitimen Nachkommen, und mit ihm erlosch der von Hartmut XIII. ausgehende, über Johann Georg II. fortgesetzte katholische Zweig, der immerhin einen Mainzer Erzbischof gestellt hat.

An Kraft Adolf erinnert das Wappen, das den Marienaltar in der Schönberger Albanuskirche krönt. Der Graf hat es 1677 für die Schloßkapelle gestiftet, in der der Herr einer evangelischen Stadt einen katholischen Privatgottesdienst halten durfte. Später kam es nach Schönberg, ins Mainzer Ausland, und darum hat es hier unter den auswärtigen Wappen seinen Platz. Der Kronberger Schild ist mit dem der Grafschaft Geroldseck in Baden kombiniert, dem goldenen Schild mit rotem Balken. Die Geroldsecker Helmzier steht in der Mitte. Beim Tode Kraft Adolf Ottos ging die badische Grafschaft sofort in andere Hände über.Albanuskirche in Schönberg

In Kronberg trat Johann Nikolaus aus der Ibener Linie die Herrschaft an. Er lebte auf Burg Hohlenfels, blieb ledig, und mit ihm erlosch das Geschlecht. Sein Epitaph in der Kirche von Hahnstätten im Ahrtal zeigt deshalb in der Mitte den umgestürzten Kronberger Schild, der rechts oben unter den Ahnenwappen für den Vater Johann Schweikart II. wiederkehrt. Rechts unten das Wappen der Elisabeth von Mudersbach, seiner Großmutter, links oben das der Mutter Maria Agnes von Rodenstein. Die Felder des Schildes haben wir uns wechselnd rot und gold zu denken. Unten links das Wappen seiner anderen Großmutter, einer Stein zu Nassau aus der Friedrichschen Linie, die den Eselskopf als Helmzier trug. Die Kronberger Helmzierden sind streng nach ihrem Rang geordnet. Den besten Platz hat rechts von der Mitte der Federbusch des Kronenstammes, den zweiten Platz nimmt der 1617 erloschene Flügelstamm ein, den dritten der schon 1461 ausgestorbene Ohrenstamm. Die letzte Stelle hat der Männerrumpf mit Lockenkopf und Stirnbinde erhalten, der den Grasloc von Cronenberg gehörte, einer kurzlebigen Nebenlinie aus dem 14. Jahrhundert. Hervorgegangen aus den Groschlag von Dieburg, nannte sie sich nach der Frau und war in Kronberg erbberechtigt.

So enthält die Hahnstättener Grabtafel für den Wappenkundigen eine Das umgestürzte Wappen in der Mitte!Zusammenfassung der Familiengeschichte, jede Helmzier gibt das Stichwort für einen Zweig des einst blühenden Geschlechts. Eine Zusammenfassung versucht auch die Inschrift des Epitaphs zu geben. Sie nennt die Besitzungen, die außer Kronberg und Altenbaumberg alle von den Mudersbachern stammen, sie nennt die bedeutenden Mitglieder der Familie und führt sie gar auf einen fränkischen Großkanzler zurück, eine der vielen genealogischen Fälschungen, die wir barocker Ruhmsucht verdanken. Die Inschrift lautet:

„Anno 1704 den 17. July ist zu Hollenfels in Gott selig entschlafen Herr Johan Niclas von und zu Cronberg Herr zu Yben, Rodenberg, Hollenfels und Aldenbamberg, seines Alters 70 Jahr, 10 Manat 2 Wochen. Dieser war der letztere des uralten Geschlechts von Cronberg, welches Anno 800 und noch vorhero seinen Anfang genommen, wie dann Rudolph von Cronberg Großkantzler in Frankreich ein Öhm von Carolo Calvo/Anno 1529 Walther von Cronberg Teuts Ordensmeister/Anno 1625 Johan Sweikard von Cronberg Churfürst zu Maintz gewesen. Den Gott ein selige Auferstehung gebe. Amen."