Limes-Städte erhalten Unesco-Urkunde
Minister Udo Corts sieht in der Aufnahme des Grenzwalls in das Welterbe ein „Qualitätssiegel" / 38 Kommunen in Hessen beteiligt

Kommunen entlang des römischen Grenzwalles Limes haben am Donnerstag* Kopien der Urkunde erhalten, mit der der Grenzwall in die Liste des Unesco- Welterbes aufgenommen worden ist.

Bad Homburg - Mehr als ein Jahr nach der Aufnahme der römisch-germanischen Grenzbefestigung in die Liste des Welterbes hat der hessische Wissenschaftsminister Udo Corts (CDU) am Donnerstag den Anrainer-Kommunen und -Kreisen Kopien der Ernennungsurkunde übergeben. Die Aufnahme des Limes sei ein Qualitätssiegel, sagte Corts im Rahmen der Veranstaltung „Unesco-Welterbe Limes in Hessen - Chancen und Verpflichtung" im Römerkastell Saalburg bei Bad Homburg. Der Limes führt in Hessen durch 38 Kommunen in sechs Kreisen.

Die   Ernennungsurkunde war dem Land am 5. Juli 2006 übergeben worden. Am 15. Juli 2005 hatte die Unesco die Aufnahme des Limes in die Liste des Welterbes beschlossen.

Anfang Juli hatte Hessens Ministerpräsident Roland Koch die Aufnahme des Grenzwalls in die Welterbe-Liste als „Chance und Verpflichtung zugleich" bezeichnet. Die Entscheidung gebe der wissenschaftlichen Erforschung und touristischen Erschließung des Grenzwalls neue Perspektiven. Zudem verschaffe die Auszeichnung den jeweiligen Bundesländern Vorteile für die Regionalpolitik.
Der Limes war vom Ende des ersten bis zur Mitte des dritten Jahrhunderts die Grenze des Römischen Reiches zu den Gebieten der Germanen. Er führte durch die heutigen Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Die 550 Kilometer lange Grenzanlage war mit 120 Kastellen ind 900 Wachtürmen bebaut. Davon stehen in Hessen 49 Kastelle und  221 Wachturmstellen. Obwohl als Grenzwall gebaut, hatte der Limes nicht primär die Aufgabe, eine Verteidigungsbastion zu sein wie etwa eine Burgmauer. Die eigentliche militärische Verteidigung der Grenze zwischen der römischen und germanischen Welt organisierten die Römer von den jeweiligen Kastellen und Legionsstandorten aus, wo Soldaten oder Reiter in größeren Einheiten stationiert waren. Der römische Grenzwall war vor allem auch Handelsgrenze, an der die Einfuhr von Waren und die „Einreise" von Nicht-Römern kontrolliert wurde. Zugleich sollte er durch die Konstruktion mit Wall und Palisade ein wirksames Hindernis für räuberische Überfälle sein: Wo Germanen die Palisade überwunden hatten, sollten sie zumindest daran gehindert werden, mit gestohlenem Vieh und anderen Waren das Gebiet des römischen Reiches zu verlassen. Der obergermanische Teil des Limes unterscheidet sich von rätischen durch seine Bauart. Zwischen Rheinbrohl und der Gegend um Lorch verwendeten die Römer in der letzten Ausbauphase Eichenstämme mit 60 Zentimeter Durchmesser für den Bau des Grenzwalles. Im rätischen Abschnitt errichteten die Römer eine drei Meter hohe und etwa 1,50 Meter starke Steinmauer, die am Schluss von außen verputzt und mit Mäandern verziert wurde.

Der Limes ist in Europa im frühen 16. Jahrhundert wieder entdeckt worden. Im späten 19. Jahrhundert hat die Reichslimeskommission, an deren Spitze der Historiker Theodor Mommsen stand, das Wissen der Zeit über den römischen Grenzwall aufgezeichnet und in einem Dutzend Bänden dokumentiert. Mommsen hat später für seine Römische Geschichte den Literaturnobelpreis erhalten.

Spiele aus der Römerzeit sowie aus dem 19. Jahrhundert werden am Sonntag im Freilichtmuseum Hessenpark im Taunus und im Römerkastell Saalburg angeboten. Bei der ersten gemeinsamen Veranstaltung der beiden Museen in Neu-Anspach und Bad Homburg werden unter anderem Gladiatorenspiele, Bogenschießen und römische Brettspiele auf dem Programm stehen, teilte die Saalburg mit. Die beiden Museen verbindet ein drei Kilometer langer Wanderweg, außerdem wird ein Shuttlebus angeboten. SCHU/DPA

Mehr unter: www.saalburgmuseum.de

*) 31.8.06

LIMES

  • Der Limes, der römische Grenzwall in Germanien, ist das größte archäologische Kulturdenkmal Europas.
  • Der römische Kaiser Domitian hatte während des Krieges gegen die germanischen Chatten (83 bis 85 n. Chr.) seine Soldaten angewiesen, Schneisen in den Wald zu schlagen und sie zu befestigen
  • In mehreren Phasen bauten die Römer die Grenzbefestigung aus. Zunächst errichteten die Römer einfache Sperren aus Holz und Hecken, am Ende standen Palisaden und Mauern
  • Die Wachtürme waren - je nach Topographie - wenige bis mehrere hundert Meter voneinander entfernt und von je vier bis fünf Legionären besetzt.    SCHU

Frankfurter Rundschau – 1.9.06 - mit freundlicher Erlaubnis der FR