Ob der römische Limes Unesco-Welterbestätte wird, entscheidet sich nächste Woche in Südafrika. Auch wenn es nicht klappt, wollen die in Hessen zuständigen Bürgermeister, Landräte und die Landeregierung Deutschlands größtes Bodendenkmal besser erforschen, schützen und touristisch vermarkten. Grundlage dafür bildet der Limesentwicklungsplan, der am Donnerstag auf der Saalburg im Taunus vorgestellt wurde.

Limes-Lobby hofft auf Patenschaften und Sponsoren
In Hessen gibt es jetzt den bundesweit ersten Entwicklungsplan für den ehemaligen römischen Grenzwall / Programm für fünf bis zehn Jahre

Bad Homburg - 7. Juli - Der Limes kann Häuser versetzen. In Neuberg-Ravolzshausen (Main-Kinzig-Kreis) wurde ein Neubaugebiet so umgeplant, dass Wallgraben und Palisaden nicht überbaut werden. Der Limes, einst Grenzanlage, verbindet. Bürgermeister und Landräte aus fünf hessischen Landkreisen haben an dem Entwicklungsplan mitgewirkt. Dazu kamen Naturschutzverbände, Naturparks, Forstbehörden und private Denkmaleigentümer. „Nur ein inhaltlicher Konsens über das, was denkmalpflegerisch zu leisten ist, gibt einem solchen auf Freiwilligkeit aufbauenden Plan die erforderliche Chance, sich auch durchzusetzen", sagte Hessen Wissenschaftsminister Udo Corts (CDU) am Donnerstag in der Saalburg. Als erstes Bundesland legte Hessen dort einen Limesentwicklungsplan vor.

Vorschläge für Schutz der Anlagen

Mehrere hundert Seiten umfasst das unter Federführung des Landesarchäologen Egon Schallmayer erarbeitete Werk. Mit Fotos, Zeichnungen und Texten beschreibt es detailliert die erhaltenen Anlagen, macht Vorschläge zu deren Schutz, weiteren Erforschung und zur touristischen Vermittlung. Beispiel Kastellplatz Arnsberg in Lich-Muschelheim (Kreis Gießen): Die Experten schlagen an dieser Stelle die Stillegung einzelner Ackerflächen vor, um den Limes vor den Pflügen zu schützen. Beispiel Langenhain-Ziegenberg (Wetteraukreis): Hinweisschilder sollen auf den in der Kirchenmauer eingebauten Stein hinweisen, der aus einem ehemaligen Kastell stammt.

Was die einzelnen Kommunen und Landkreise tatsächlich umsetzen werden, bleibt ihnen und nicht zuletzt ihren finanziellen Möglichkeiten überlassen. Auch auf Patenschaftsmodelle, Vereine und Sponsoren setzt die hessische Limeslobby. Mit den bereits vorhandenen Radrouten oder Wanderrundgängen sei der Anfang gemacht, sagte Schallmayer. Die Aufnahme des Limes in die Liste der Welterbestätten würde den Wert der römischen Anlage noch stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung verankert. Nach Ansicht des Landesarchäologen stehen die Chancen gut, in der nächsten Woche im südafrikanischen Durban den Zuschlag zu erhalten. Wie er am Donnerstag betonte, dienen Informationsschilder nicht nur der touristischen Aufwertung und der Bildung, sondern schützen den Limes auch. Oft handele es sich nur um Erdaufschüttungen, die für unbedarfte Radler oder Autofahrer nicht auf den ersten Blick als historische Zeugnisse erkennbar seien.

Hier badeten einst die Römer: Das Kastell Kapersburg im Rosbacher Wald, eines der Wachbauten am Limes. 2004 konnten sich die Besucher in den Ruinen umschauen und leibhaftige „Römer" bewundern.

Einen sensibleren Umgang erhofft sich Stephan Bender, der den Entwicklungsplan bearbeitet hat, auch von den Forstarbeitern. Bei seinen Erhebungen habe er festgestellt, dass der Limes noch viele Geheimnisse berge. „Es ist ein Klischee, dass wir alles über ihn wissen." Das Welterbe-Projekt habe den Wissenschaftlern viele neue Erkenntnisse gebracht. Nach Aussage von Schallmayer soll der Entwicklungsplan, als dessen Basis der von der Unesco geforderte Managementplan diente, in den nächsten fünf bis zehn Jahren abgearbeitet werden.

Damit sei das Projekt allerdings nicht beendet. „Aufgrund der Verpflichtung gegenüber dem Denkmal stehen dann Überprüfung, Pflege und Anpassung der Konzepte an die neuen Gegebenheiten auf dem Programm." Hochtaunus-Landrat Jürgen Banzer (CDU) versicherte seine Unterstützung. Der erste Schritt sei nun getan. Weil die Realisierung Geld koste, sei sie nicht von jetzt auf gleich zu erledigen. Aber: „Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut."

Frankfurter Rundschau - 8.7.05
8.7.05

“F 11” = voller Bildschirm!