Umbau des Heimatmuseums beendet
Institution gibt neue Einblicke in die Geschichte Seulbergs - etwa in die Zeit der Hexenprozesse - Eröffnungsfeier

Rund 1700 Jahre Ortsgeschichte präsentiert das Heimatmuseum Seulberg nach der Umgestaltung der unteren Etage den Besuchern. Eröffnet wird die neue Abteilung am Sonntag, 18. März.

Friedrichsdorf - Neu geordnet wurde der Eingangsbereich und die sich anschließenden Räume des früheren Seulberger Schul- und Rathauses. Dort sind jetzt die Abteilungen Ortsgeschichte, Vereinswesen und Töpfern untergebracht. Neu konzipiert wurde auch die „Selwicher Stube". Neben ausgewählten Exponaten geben Informationstafeln mit einer Gesamtfläche von rund 80 Quadratmetern Auskunft über die bewegte Geschichte Seulbergs.

Rund ein Dreivierteljahr waren Mitglieder des Vereins für Geschichte und Heimatkunde, der das 1972 gegründete Museum betreibt, mit den Umbauarbeiten beschäftigt. Sie wurden von dem Birsteiner Museumsgestalter Thomas Scheuermann geplant. Ihm zur Seite standen neben Stadtarchivarin Erika Dittrich, die mit dem Frankfurter Journalisten Thomas Klein die Texte verfaßte, vor allem Otmar Gellner und Jürgen Hansen.

Auf den Spuren der Römer

Das Umbauprojekt kostete rund 70.000 Euro. Etwa die Hälfte davon finanzierte der Hessische Museumsverband, 10.000 Euro steuerte die Stadt bei, die Stiftung „Initiative und Leistung" der Nassauischen Sparkasse förderte den Umbau mit 1.000 Euro. Den Rest erbrachte der Geschichtsverein aus Eigenmitteln.

Schon die Römer siedelten in Seulberg, wie die um 1900 von Vater und Sohn Jacobi ausgegrabenen „villa rustica" belegt. Urkundlich zum ersten Mal erwähnt wurde der Ort „Suleburc" 767 im Lorscher Codex. Das Dorf entwickelte sich danach zu einem so genannten Rundling, der durch zwei Tore gesichert wurde. Rolf Palm hat das Obertor detailreich in einem Modell rekonstruiert. Der einst im Tor eingebaute Wappenstein derer von Eppstein ist im Original zu sehen.

Seulberger Geschichtsverein

Museumsgestalter Thomas Scheuermann (links) und Otmar Gellner vom Seulberger Geschichtsverein legen letzte Hand an bei der Gestaltung der Ausstellungsräume im Seulberger Heimatmuseum.
 

Ein düsteres Kapitel Dorfgeschichte bilden die Hexenprozesse der Jahre 1652 bis 1656. Eine Hörspielstation, basierend auf dem Hörspiel „Die Hexenmacher" der in Seulberg lebenden Schriftstellerin Dagmar Scherf, veranschaulicht am Schicksal einzelner Frauen die Ausweglosigkeit derer, die als Hexen stigmatisiert worden waren. Einzelne Passagen aus den im Staatsarchiv Wiesbaden verwahrten Prozeß-Protokollen sind auf Tafeln nachzulesen.

Eine Wand ist den Seulberger Vereinen und deren Geschichte gewidmet. Ausgestellt sind unter anderem eine aus echtem Sterlingsilber gefertigte Schützenkette. Der Töpferei gewidmet ist eine weitere Abteilung. Eine der bedeutendsten Zünfte im Dorf war die der Hafner. Noch im 18. Jahrhundert waren 26 örtliche Meister in ihr organisiert. Gebrannt wurde in den zwei Aulöfen am Rand Seulbergs. „Ein Wurf faßte 1200 Dippe, für deren Verkauf die Handwerkerweite Wege auf sich nahmen", erzählt Jürgen Hansen. Eine Auswahl Seulberger Töpferware ist in einer Vitrine ausgestellt.

Welche Gasthäuser die Seulberger bewirteten, zeigt der letzte der neu eingerichteten Räume. An einem alten Gasthaustisch können sich die Besucher niederlassen und an einer Hörstation erfahren, wie es früher in den Wirtschaften zuging. to b/zg

Heimatmuseum, Alt Seulberg 46

Frankfurter Rundschau - 17.3.07 - mit freundlicher Erlaubnis der FR

Bitte beachten Sie:

Museumsführer (ein virtueller Gang durch das Heimatmuseum Seulberg - sehenswert)
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