Das neue Zentrum der Saalburg
Bad Homburg: Millionenprojekt Fabrica eröffnet / Römerkastell mausert sich zum archäologischen Zentrum

Von Anton J. Seib

Ein weiterer Baustein für den Archäologischen Park ist gestern im Römerkastell Saalburg gesetzt worden. Nach rund zweijähriger Bauzeit eröffnete die hessische Wissenschaftsministerin Silke Lautenschläger die neue Fabrica in dem rekonstruierten Kastell. Das rund 3,7 Millionen Euro teure Haus ist einem römischen Handwerkergebäude in Militärlagern nachempfunden und dient künftig für Ausstellungen, Veranstaltungen und der Museumspädagogik.

Die Fabrica ist Teil des Bauprogramms, mit dem die Landesregierung das Kastell mit einer Gesamtinvestitionssumme von 6,7 Millionen Euro bis 2009 zum Archäologischen Park ausbauen läßt.

Die Fabrica war gestern in dichten Nebel gehüllt, Schneematsch bedeckte die Wege, und der römische Wachsoldat, der die Zeremonie der Schlüsselübergabe schild- und lanzenbewehrt verfolgte, wird froh gewesen sein, daß er diesen Job nicht vor 2000 Jahren verrichten mußte. Denn die Fabrica, obwohl in Front und Konstruktion antiken Vorbildern nachempfunden, wurde mit einer komfortablen Fußbodenheizung ausgestattet.

Modern und zweckmäßig

Auch sonst ist das Haus modernen Bedürfnissen angepaßt: Küche, sanitäre Anlagen und behindertengerechte Toiletten machen die Fabrica zu einem zweckmäßigen Schmuckstück. Das zweigeschossige schiefergedeckte Haus ist ein vierflügliges Gebäude mit glasüberdachtem Innenhof, etwa 30 Meter breit, 40 Meter lang und bis zu achteinhalb Metern hoch. Der Grundriß basiert auf antiken Vorbildern. Untergebracht werden in dem neuen Gebäude nach und nach zwei Werkstätten, in denen Töpfer, Schuster, Schreiner, Knochenschnitzer und Drechsler ihr Handwerk zeigen.

Die große Halle dient als Raum für Sonderausstellungen, es sind mehrere kleinere Räume angegliedert, in denen ebenfalls Saalburg-Exponate gezeigt werden oder Schüler mit den Museumspädagogen arbeiten können. Daneben gibt es einen Vortrags- und einen Medienraum. Künftig verfügt die Saalburg über fast 2000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, das ist die Hälfte mehr als zuvor.

Saalburg-Direktor Egon Schallmayer sagte bei der Eröffnung, mit der Fabrica sei die Saalburg räumlich gewappnet für die nächste Zeit. Jetzt gelte es, das Bauprogramm zu vollenden. Die beiden römischen Streifenhäuser sollen im Frühjahr 2009 fertiggestellt werden. Der Umbau des Bauhofs soll ebenfalls nächstes Jahr beendet werden.

Ministerin Lautenschläger, die das Kastell bereits als Kind bei dem obligatorischen Schulausflug kennen lernte, bezeichnete die Saalburg als „einzigartig" und „Kern des dezentralen Archäologischen Landesmuseums". 150.000 Besucher pro Jahr, darunter viele Schulklassen aus ganz Hessen, seien Beleg dafür, welch gute Arbeit dort geleistet werde.

Sie würdigte die Saalburg als Museum, Forschungsstätte und außerschulischen Lernort und wünschte sich, daß vor allem die Museumspädagogik vorangetrieben werde.


DIE SAALBURG

83 nach Christus bauten die Römer am Limes eine erste Anlage, die Zug um Zug ausgebaut wurde.

Kaiser Wilhelm II. veranlaßte 1897 den Wiederaufbau des Kastells, der 1907 vollendet wurde.

Öffnungszeiten: März bis Oktober täglich 9 bis 18 Uhr, November bis Februar täglich außer montags von 9 bis 16 Uhr. An Feiertagen auch montags geöffnet, 24. und 31. Dezember geschlossen. Telefon: 06175/93740.

Internet: www.saalburgmuseum.de

Frankfurter Rundschau - 6.12.08 - mit freundlicher Erlaubnis der FR