Wortwins Wohnturm wird gesucht
Bei Ausgrabungen im Schlosshof hofft die Frankfurter Uni, Überreste zu finden, die auf Barbarossa hinweisen

Dem Kaiser Barbarossa möchten Archäologen der Universität Frankfurt bei Untersuchungen im Bad Homburger Schloss auf die Spur kommen. Die Vorarbeiten für Ausgrabungen sollen ab Herbst beginnen, gaben die Beteiligten am Dienstag bekannt.

BAD HOMBURG „Wir haben Karl den Großen verloren, aber dafür kriegen wir Barbarossa" sagte Rüdiger Kurth. Der Leiter der Archäologie-AG Bad Homburg hat das Projekt der Frankfurter Universität initiiert. Denn Nachforschungen zur Stadtgeschichte Bad Homburgs hätten ergeben, so Kurth, dass die traditionelle Geschichtsschreibung unzutreffend sei. Die Stadt sei nicht aus dem karolingischen Dietigheim entstanden, sondem ihr Name sei erstmals um 1180 in einer Verzichtserklärung aufgetaucht, in der auch der Name Wortwin von Hohenberch genannt wird.

Die Forschungen im Schlosshof gelten nun der Suche nach Überresten der Turmburg Hohenberch, die unter Wortwin gebaut worden sein soll. „Wortwin kann diesen Wohnturm nur gebaut haben, wenn Kontakt zu Barbarossa bestand", erklärte Kurth. Um 1180 hatte Barbarossa, unter anderem Erbauer der Stadt Friedberg, einen großen Einfluss auf die Region um die Wetterau.

Arbeit mit Geo-Radar

Bereits vor 40 Jahren fand eine Grabung im Schlossbereich statt, bei der Forscher auf Überreste zweier Wohntürme stießen. Weitere Spuren hofft man nun mit Hilfe neuer Forschungsmethoden zu entdecken. Denn die Archäologen der Uni Frankfurt werden bei ihren Arbeiten von Geophysikern unterstützt. „Geophysiker arbeiten mit einem Geo-Radar-Gerät an der Oberfläche und sagen den Archäologen, wo es sich lohnt, eine Ausgrabung zu machen," erklärte Andreas Junge vom Institut für Meteorologie und Geophysik der Frankfurter Uni. Bei dem Geo-Radar handle es sich um ein staubsaugerähnliches Gerät, mit dem Radarwellen in den Boden gesendet werden.

Bild: Renate Hoyer
Andreas Junge, Joachim Henning, Rüdiger Kurth, Norbert Lehrer (von links) und Karl Weber (sitzend) planen die Ausgrabungen.

So könne man Strukturen in den Tiefen des Bodens erkennen. Eine Untersuchung mit Hilfe der Geo- Magnetik sei dagegen nicht möglich, da die Basaltschotterdecke im Schlosshof die Messung behindere. „Die Ausgrabungen hängen jedoch nicht nur von der Geophysik ab", betonte Joachim Henning vom Institut für Archäologische Wissenschaften. Henning hofft auf Überreste einer alten Burg sowie auf archäologische Kleinfunde. Neben der Geophysik sei auch die Pollenanalyse und die Zeitbestimmung von Hölzern mittels der Jahresringe (Dendrochronologie) von Bedeutung für die Ausgrabungen.

Studenten und Praktikanten der Uni Frankfurt werden sich an den Ausgrabungen unter der Leitung von Joachim Henning beteiligen. Das Material wie zum Beispiel das Geo-Radar-Gerät wird von der Uni Frankfurt zur Verfügung gestellt. „Es ist wichtig, dass Projekte dieser Art von Interessenten wie zum Beispiel durch die Archäologie-AG unterstützt werden", betonte Andreas Junge.

Der Einsatz der Geophysiker ist für ein bis zwei Tage im Herbst dieses Jahres geplant. Die Messtermine werden bekannt gegeben, damit interessierte Bürger bei den Arbeiten mit dem Geo-Radar-Gerät zuschauen können. Die Ausgrabungen beginnen im Frühjahr 2006. MARTINA KOPF

Frankfurter Rundschau - 31.8.05 - mit freundlicher Erlaubnis der FR