Der Vergessenheit entrissen
Die Ausstellung „Was damals Recht war..." soll in der Paulskirche Station machen

Von Matthias Arning

Sie heißen Franz Scheider. Oder Kurt Hoppe. Oskar Kusch und Hugo Ruf. Allesamt Männer, die während des Zweiten Weltkriegs Opfer der nationalsozialistischen Militärjustiz geworden sind. Männer, deren Namen beinahe in Vergessenheit geraten wären. Doch ihre individuellen Lebenswege werden seit nunmehr anderthalb Jahren in einer Ausstellung nachgezeichnet, die den Titel trägt „Was damals Recht war…". SPD und Grüne wollen diese Dokumentation über Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht nach Frankfurt holen. „An einen herausragenden Ort", empfehlen Rote und Grüne den Stadtverordneten und dem Magistrat, in der Hoffnung, daß sie auch die Schwarzen für ihre Idee gewinnen können, die Ausstellung in der Paulskirche zu zeigen.

„Ein angemessener Ort", findet Renate Wolter-Brandecker. Die kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Römer nimmt die Gedenkfeier für die Widerständler des 20. Juli am vergangenen Montag in der Wandelhalle der Paulskirche zum Anlaß, ihre Forderung  zu  unterstreichen:

„Auch 65 Jahre nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler mußte an dieses Ereignis erinnert werden", sagt die Parlamentarierin am Mittwoch im Gespräch mit der FR. Genauso wichtig sei es allerdings, „auch an die mehr als 20.000 Soldaten und Zivilisten zu erinnern, die durch Urteile der Wehrmachtsjustiz ihr Leben verloren haben". Zu diesem Gedenken liefere die Ausstellung einen hervorragenden Beitrag.

Die zum Tode verurteilten Deserteure gehörten ähnlich wie die NS-Zwangsarbeiter über lange Jahrzehnte der Nachkriegszeit nicht zu den Opfern, derer man an bestimmten Tagen in besonderen Zusammenhängen gedachte.

Männer wie Ludwig Baumann, die bereits seit den 70er Jahren schier unermüdlich dafür eintraten, diese Opfer zu rehabilitieren, fanden ebenso wie die überlebenden Zwangsarbeiter erst nach dem Kalten Krieg Gehör. Und dann dauerte es noch mal knapp anderthalb Jahrzehnte, bis der Bundestag 2002 die früheren Unrechtsurteile der Wehrmacht doch noch aufgehoben hat.

Die Ausstellung zeichnet diesen Weg nach. Die Dokumentation nimmt sich die Geschichte der Militärjustiz aus dem Kaiserreich bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs vor, um Traditionsbestände aufzuspüren. Von diesem Punkt aus stellt die Ausstellung die Kriegsgerichtsbarkeit als „Terrorinstrument der militärischen und politischen Führung" vor, um dann anhand der Lebenswege individuelle Schicksale zu würdigen. Nicht unerwähnt läßt die Dokumentation schließlich auch den lange währenden „Kampf um Rehabilitierung".

Erarbeitet hat die mittlerweile in zahlreichen Städten mit einem umfassenden Begleitprogramm gezeigte Ausstellung die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Die Stiftung hatte sich dafür eingesetzt, in Berlin ein zentrales Mahnmal für die jüdischen Opfer des Holocaust zu schaffen. Inzwischen gibt es südlich des Brandenburger Tores das weitläufige Stelenfeld als Denkmal. Von Mitte 2010 an gäbe es für die nächsten Etappen der Wanderausstellung freie Termine. Da sollte Frankfurt zugreifen, finden Rote und Grüne.

Frankfurter Rundschau - 23.7.09 - mit freundlicher Erlaubnis der FR

Da sind wir mit Matthias Arning neugierig, wie sich die Frankfurter CDU entscheiden wird. Lesen Sie auch “Kriegsverräter”!