Kaisertreu und führergläubigKaisertreu und führergläubig
Impressionen aus dem Altkreis Gelnhausen 1918-1950
Christine Wittrock

Faschismusgeschichte ist nicht nur Verfolgungsgeschichte, sondern auch und vor allem »Tätergeschichte« - und hat eine bewegende Vorgeschichte: die Zeit zwischen 1918 und 1933, die in diesem Buch breiten Raum einnimmt.

Faschismus und seine deutsche Ausprägung als NationalsoziaIismus sind nicht auf » Radau-Antisemitismus« zu reduzieren. Vielmehr ist nach den Anteilen des Bürgertums und der politischen Mitte zu fragen: nach deren ideologischer und materieller Teilhabe.

In diesem Buch geht es um die provinziellen Anfänge des Nationalsozialismus nach dem Ersten Weltkrieg, um das Mitmachen des Bürgertums, der Kirchen, der Fürstenhäuser und um die Verfolgung der Linken, Juden, »Zigeuner« und aller, die sich nicht anpaßten. (Klappentext)

Dieses Werk ist erschienen im CoCon-Verlag Hanau 2006. Zum Preis von 16,80 Euro ist es noch erhältlich. Hier geht’s direkt zur Bestell-Homepage!

ISBN 978-3-937774-27-5

Das hier folgende Vorwort der Autorin führt Sie, verehrte Leserin, lieber Leser, auch in die Problematik ein, unter welchen Bedingungen lokale Historie wirken kann, wenn sie sich mit der NS-Zeit einschl. der Vorbedingungen wie der späteren “Überbleibsel” (Arisierungsgewinne und deren immerwährender Verbleib) auseinandersetzt.

Vorwort

Als ich mit der regionalen Faschismusforschung in Hessen Mitte der achtziger Jahre begann, wurden Forschungsarbeiten wie diese noch anständig honoriert: Mit einem Zwei-Jahres- Vertrag und einer BAT-II-Dotierung. Mittlerweile ist der allgemeine Sparwahn so weit gediehen, daß historische Forschungen die Wissenschaftlerinnen - so sie es sich denn leisten können, diesen nachzugehen - bei weitem mehr Geld kosten als sie einbringen. Diejenigen, die es sich nicht leisten können, begeben sich um des Brotverdienstes willen in fragwürdige Abhängigkeiten oder sie sind auf moderate Weise zum Schweigen gebracht. Diese Zensur vollzieht sich lautlos in Verbindung mit den scheinbaren Sachzwängen der Ökonomie. Damit sind große Bereiche kritischer Geschichtswissenschaft weggebrochen.

Um so wichtiger ist es und wird es auch in Zukunft sein, der Frage nach den wirklichen Geschehnissen und ihren Ursachen nachzugehen; die Minimalforderung lautet: die Geschichte mit dem 'Blick von unten' zu betrachten, sich verbaler Folklore zu enthalten und keine 'Gefälligkeitsgutachten' zu produzieren.

Faschismusgeschichte ist nicht nur Verfolgungsgeschichte der Juden, sondern auch und vor allem 'Tätergeschichte' - und hat eine bewegende Vorgeschichte: die Zeit zwischen 1918 und 1933, die in diesem Buch breiten Raum einnimmt.

Faschismus und seine deutsche Ausprägung als Nationalsozialismus sind nicht auf 'Radau-Antisemitismus' zu reduzieren. Vielmehr ist nach den Anteilen des Bürgertums und der politischen Mitte zu fragen: nach deren ideologischer und materieller Teilhabe.

Aber sind die wohlerzogenen Wegbereiter einerseits und der randalierende Pöbel andererseits wirklich schuldfähig? Das, was sich da zum Herrenmenschen aufschwang, war seit Jahrhunderten durch die Kasernen geschleift und knechtselig erzogen worden. Ein exzessiver Pflichtbegriff, der dem deutschen Selbstverständnis innewohnt, tat ein übriges. Ein Ende ist nicht abzusehen. Was bleibt, ist, den analytischen Blick darauf zu richten und das Erbärmliche, das Zugerichtete, aber auch die mutigen Versuche des aufrechten Gangs zu dokumentieren.

Für die Unterstützung meiner Arbeit habe ich vielen Menschen des Altkreises Gelnhausen zu danken - zahlreichen Zeitzeugen, aber auch jüngeren Leuten, die selbst an der Geschichtsschreibung ihrer Region arbeiten. Auch die Stadtarchive Gelnhausen, Wächtersbach und Bad Orb ließen es an Mitwirkung nicht fehlen. Hier gebührt mein Dank besonders Herrn Vöhringer vom Stadtarchiv Gelnhausen, der stets bemüht war, mir bei der Suche nach Dokumenten hilfreich zur Seite zu stehen, - was nicht immer einfach war. Denn das Stadtarchiv Gelnhausen befindet sich in einem erbarmungswürdigen Zustand. Diese so geschichtsträchtige Stadt hat es bisher versäumt, eine professionelle Archivierung ihrer Bestände vornehmen zu lassen - ganz im Gegensatz übrigens zu dem kleineren Wächtersbach, das bereits vor Jahrzehnten eine vorbildliche Archivierung mit umfangreichen Findbüchern erarbeiten ließ.

Mein herzlichster Dank gilt meinem Gefährten Juan, der mich zu meiner Arbeit stets ermutigte und sie über Jahre kritisch begleitete.

Tazacorte, im September 2006

Dieses Werk, aus dem wir naturgemäß nur Auszüge bringen können, gehört in Ihre Hand, liebe Freunde der lokalen und nicht so lokalen Geschichte. Sichern Sie sich schon jetzt Ihr Exemplar - wenn beispielsweise der Enkel Weihnachten über ein angemessenes Geschenk verfügen soll... Sollten Sie in Bayern leben, dann wissen Sie, daß Geschichte in den dortigen Schulen auf einen Erinnerungsposten reduziert wird. Steuern Sie gegen!
Das Original enthält einen umfangreiches Anmerkungsverzeichnis, Quellen- und Literaturverzeichnis.

Auf jeden Fall gilt: mit Christine Wittrock wird deutsche Geschichte fesselnd. Fesselnd... wie ein Krimi. Nein!!! Das ist ein Krimi. Weil diese Geschichte kein Ende gefunden hat. Die Opfer sind immer noch tot, und vergessen - doch die Arisierungsgewinner sind immer noch reich.

Wichtig ist das Erkennen, daß das hier Beschriebene nicht einmalig und eben nur im Altkreis Gelnhausen sich so zugetragen hat - so war es in tausenden von Städten und Gemeinden im Reich. Und in Eschborn? Ist 1945 gründlich aufgeräumt worden...
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Und wenn Sie vergleichen wollen, wie “damals” Wahlergebnisse in Eschborn waren. dann klicken Sie bitte jeweils hier:

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