Rechnen mit Holzpfosten
Auf dem Glauberg haben Kelten vor 2500 Jahren Feiertage bestimmt

Von Patrick Beuth

Sechzehn Baumstämme von jeweils acht Metern Länge sind eine Menge Holz für einen Kalender. Doch in vorchristlichen Zeiten war die Konstruktion eines Bauwerks, mit dem Feiertage und Erntezeiten bestimmt werden konnten, sehr aufwendig - und materialintensiv. Die Nachbildung einer solchen Anlage steht im Archäologischen Park Glauberg, gut 30 Kilometer nordöstlich von Frankfurt. Keltische Gelehrte sollen die Pfähle vor etwa 2500 Jahren für astronomische Berechnungen genutzt haben.

Den Beginn des keltischen Jahres, Feiertage sowie Zeiträume für Aussaat und Ernte konnten sie anhand der Zyklen von Sonne und Mond ermitteln. Die Baumstämme dienten offenbar als Peilmarken. Herausgefunden hat all das Bruno Deiss, Wissenschaftlicher Direktor des Physikalischen Vereins Frankfurt und Professor für Astrophysik an der Goethe-Universität.

Um seine Theorie zu überprüfen, mußte er nicht nur die Peilungen der Kelten wiederholen, sondern dabei auch die Erdachsenverschiebung der vergangenen 2500 Jahre berücksichtigen. Nicht ohne Stolz kann er heute behaupten, daß dann tatsächlich eine genaue Bestimmung bedeutender keltischer Daten auf dem Glauberg möglich ist.

Schon vor der Enträtselung der Kalenderbalken war der 271 Meter hohe Glauberg in der Wetterau eine bedeutende Fundgrube für Archäologen. Als Sensation galt die Ausgrabung der Fürstengräber aus dem Jahr 500 vor Christus. Was die Kelten noch so alles trieben, erläutern die Mitarbeiter des Archäologischen Parks in verschiedenen Führungen.

Ob Mythen und Sagen oder Ausgrabungstechniken und die Restaurierung von Fundstücken - die zahlreichen Veranstaltungen auf dem Glauberg bieten genügend Stoff für den einen oder anderen lehrreichen Nachmittag. Und genügend Holz auch.

Der Besucher-Pavillon des Archäologischen Parks ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet, an den Wochenenden von 14 bzw. 11 bis 17 Uhr. Für Veranstaltungen und Führungen ist eine Anmeldung nötig. Die Preise richten sich zumeist nach der Größe der Gruppe. Offene Führungen zum Fürstengrabhügel ohne vorherige Anmeldung finden von April bis Oktober jeweils an Sonntagen um 15 Uhr und 16 Uhr statt. Der Zugang zur Anlage ohne Führung ist kostenlos.

Informationen: Tel. 06041-96 95 50, Internet: www.glauberg.de

Frankfurter Rundschau – 28.3.08 - mit freundlicher Erlaubnis der FR