Pionier und Aufklärer
Zum Tod des Frankfurter Geschichtsschreibers Adolf Diamant

Von Claudia Michels

Wie er das wohl alles geschafft hat? 21 Buchveröffentlichungen zur Zeitgeschichte seit 1970, und dabei stets alles in einer Person: Sammler, Forscher, Archivar, Autor - und Verleger. Seine eigene Werbeabteilung, sein eigenes Marketing. Und was für eins: “Die Schirmherrschaft über mein Buch wird OB Petra Roth übernehmen," hatte Adolf Diamant zuletzt Ende 2005 in den Frankfurter Redaktionen gemeldet.

Er rief ein paar Mal an, denn die Oberbürgermeisterin ließ sich etwas Zeit, ehe sie für Diamants Chronik “Der Grüneburgpark" das Geleitwort fertig hatte. “Adolf Diamant ist ein versierter Autor mit einem ausgeprägten Geschichtsbewußtsein und einem Sinn für das kennzeichnende Detail", bescheinigte sie ihm schließlich unter der Anrede “Liebe Leserinnen und Leser". Und: “Die Verbundenheit des Autors mit Frankfurt merkt man dem Buch an."

Pionier und Aufklärer: Adolf Diamant

Wachsam und unversöhnlich: Adolf Diamant - Bild: Georg Kumpfmüller

Jetzt, am vergangenen Freitag, ist Adolf Diamant im Alter von 84 Jahren gestorben. Am Sonntag bereits wurde er auf dem Neuen Jüdischen Friedhof bestattet. Dieser Mann, der in seiner Heimatstadt Chemnitz mit 14 Jahren die Schule verlassen mußte, weil er Jude war, der das Ghetto Lodz und im KZ Auschwitz den Tod der Eltern erlebt hat, stand für das “Nie wieder!", das Nachkriegsgenerationen zum Richtsatz wurde. Keiner war so wachsam und dabei so unversöhnlich wie er. Mit Beschuldigungen, Anzeigen und Klagen war der Kaufmann, der seit 1954 in Frankfurt lebte, schnell dabei.

Verfasser der Gestapo-Chronik

“Als direkt Betroffener fühle ich mich verpflichtet, diese Dokumentation der Öffentlichkeit zu präsentieren, obwohl es mich ein Stück Gesundheit gekostet hat, diese niederzuschreiben", äußerte sich Diamant in der Einleitung zu seiner 1988 für 80 Mark im Eigenverlag vertriebenen Chronik „Gestapo Frankfurt a.M." Wie sein 1984 veröffentlichtes “Deportationsbuch", das Namen der “von Frankfurt gewaltsam verschickten Juden" auflistete, machte jenes 460-Seiten-Werk “Zur Geschichte einer verbrecherischen Organisation in den Jahren 1933 bis 1945" ihn als Laien-Historiker bekannt. Damals ist er zu einem Pionier der Aufklärung geworden.

Auch in der Schrift über den Grüneburgpark, wo Investor Adolf Diamant 1980 das Montfort’sche Gartenhaus pachtete und als “Park-Cafe" einrichtete, ging es ihm nicht um Botanik und Freizeitvergnügen allein. Er wollte von der Enteignung des Schlößchens Grüneburg aus Rothschild-Besitz berichten. Dahinter zurück - das geht jetzt nicht mehr.

Frankfurter Rundschau – 28.5.08 - mit freundlicher Erlaubnis der FR