Rhein-Romantik zum Jubiläum
Das Museum Biebrich feiert sein 100-jähriges Bestehen mit einer Sonderausstellung

Von Elisabeth Böker

Mit der Eröffnung der Sonderausstellung „Rhein-Romantik im 19. Jahrhundert" feiert das Museum Biebrich für Heimat- und Industriegeschichte am 18. August um 18 Uhr sein 100-jähriges Bestehen. „Vor hundert Jahren, am 18. August 1909, trafen sich Dr. Schleicher, Stadtverordneter Ludwig Bolz, Dr. Rudolf Dyckerhoff, Prof. Max Heyne und Georg Krauss im Rittersaal der Moosburg, um ein Heimatmuseum zu gründen. Sie waren Mitglieder im Verschönerungs- und Verkehrsverein Biebrich am Rhein e.V. und wollten die Geschichte ihres Ortes festhalten und zeigen," erzählt Klaus Zengerle, der heutige Vorsitzende des Vereins, der Träger und Förderer des Museums ist.

1945 wurde das Museum geschlossen und 1978 wiedereröffnet. Es zeigt die Herzoglich-Nassauische und die Biebrich-Mosbacher Geschichte. 2004 kam die Industriegeschichte von Biebrich hinzu.

Alte Münzen und Urkunden

Das war ein Anliegen von Zengerle. „Biebrich ist seit den 1860er Jahren Industriestandort", sagt der langjährige Mitarbeiter von Dyckerhoff, der sich jetzt im Ruhestand für seinen Wohnort engagiert. „Nur durch die Industrie konnte der Ort den heutigen Wohlstand erreichen", meint er. „Bis heute besteht eine Verbindung zwischen den Industrieunternehmen und dem Ort. So lag es nahe, die Industrie auch im Museum in den Fokus zu stellen."

Das Museum verfügt über einen umfangreichen Exponaten-Bestand, der aus historischen Schriftstücken, Fotos, Bildern, alten Münzen und Urkunden besteht. Ferner gehört ein Dokumentenarchiv, eine Fachbibliothek heimatkundlicher Literatur sowie Bildkartei, Fotolabor, Restaurierungswerkstatt und Lagerräume zum Museum, das jährlich von 2000 Menschen besucht wird. Die Sonderausstellung widmet sich der Geschichte Biebrichs im 19. Jahrhundert ebenso wie der Romantik, der Wirtschaft und den Sagen rund um den „vaterländischen Strom". Herzstück ist ein Eichenschrank der Firma Dyckerhoff aus dem Jahre 1885.

Holz von den Römern

Die Besonderheit des Schrankes verrät eine Inschrift über der Tür: „Viele hundert Jahre lag ich im Rhein, viel länger soll dein Haus gedeihn." Das Holz stammt von Eichenpfählen der Römerbrücke Mainz. 70-79 n. Chr. haben die Römer es für die Brückenkonstruktion verarbeitet. Voller Erfurcht erzählt Zengerle diese Geschichte. „Es ist Gustav Wilhelm Dyckerhoffs Faible zu verdanken, daß das Holz der Brückenkonstruktion nicht weggeworfen wurde. Er wußte, was da für Schätze im Rhein lagern." Dabei lehnt Zengerle an einem Eichenpfahl der Balduinbrücke in Koblenz, den er selber rettete. Man spürt, wie wichtig es für ihn ist, jungen Menschen zu zeigen, was früher geschehen ist. Das ist das Anliegen des Museums, das, wie Zengerle hofft, auch für die kommenden 100 Jahre bestehen bleibt.

Museum Biebrich für Heimat- und Industriegeschichte, Rudolf-Dyckerhoff-Straße 4,
dienstags 10-12 Uhr sowie mittwochs und donnerstags 16-19 Uhr geöffnet.
Kontakt: 0611/975 59.

Rhein-Romantik 001


Klaus Zengerle, Vorsitzender des Trägervereins des Museums, ist stolz auf seinen Eichenpfahl aus der Römerzeit.
ILONA SURREY

Frankfurter Rundschau - 5.8.09 - mit freundlicher Erlaubnis der FR