Sieben NS-Opfer werden mit Stolpersteinen geehrt
Eine initiative erinnert an die Geschichte und das Leben ermordeter Rödelheimer

Zum Gedenken an sieben Opfer des Nationalsozialismus in Rödelheim wird der Künstler Gunter Demnig am 23. Februar vor deren früheren Wohnhäusern „Stolpersteine" mit ihren Namen im Boden verankern. Die „Initiative Stolperstein Rödelheim" hat die Aktion auf den Weg gebracht.

Frankfurt - Die Mitstreiter der „Initiative Stolperstein Rödelheim" haben gründlich recherchiert, um etwas über das Leben der sieben Rödelheimer in Erfahrung zu bringen, die die Nationalsozialisten aus ihren Heimen verschleppten und ermordeten. Rosalie Markus (Alt Rödelheim 40), Ferdinand Markus (Flußgasse 5-7), Selma, Renate und Isidor Strauß (Alt Rödelheim 12) sowie Emma und Henriette Wallerstein (Radilostraße 8) sind die sieben Frauen und Männer, an die die Initiative mit ihrer Aktion „Gegen das Vergessen der Opfer des Nationalsozialismus in Frankfurt-Rödelheim" erinnern möchte. „Unser Ziel ist es, dass die Menschen im alltäglichen Leben vor den Wohnhäusern der Opfer gedenken und sich an die Geschichte erinnern. Das wird durch die Stolpersteine möglich, wenn man als Passant darüber stolpert und sich Gedanken macht", schildert Sprecherin Angelika Mauritz die Beweggründe.

So war es der zehnköpfigen Gruppe ein Anliegen, so viele Informationen wie möglich über die Toten zu sammeln. Sie wollte Licht in die Lebens- und Leidensgeschichte der Ermordeten bringen, damit sich das Wissen nicht nur auf den Namen, die Adresse, das Geburtsdatum und - falls bekannt - den Todestag beschränkt. Dafür trugen die Mitstreiter Informationen aus mehreren Quellen zusammen, erläutert Mauritz. Als besonders ergiebig erwies sich die vom Stadtteilarbeitskreis in den 90er Jahren erstellte Dokumentation „Juden in Rödelheim". Außerdem recherchierten sie im Jüdischen Museum, studierten Akten im Hessischen Staatsarchiv und im Stadtarchiv, knüpften Kontakte zur Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem und zur Gedenkstätte Theresienstadt.

Rausgerissen aus dem Leben

Rödelheim war für alle sieben der Lebensmittelpunkt. Sie waren in dem Stadtteil verwurzelt, die Familien zum Teil seit mehreren Generationen. Die Frauen und Männer waren dort auf die Welt gekommen, zur Schule gegangen, hatten mit den Nachbarskindern gespielt, geheiratet und Kinder großgezogen, in dem Viertel gearbeitet oder ein eigenes Geschäft.

Rosalie Markus beispielsweise betrieb einen Eisen- und Metallwarenhandel in Alt Rödelheim 40. Das Haus musste die Witwe 1938 zwangsweise räumen. Ehemalige Nachbarn haben sie später noch mit einem gelben Stern an der Kleidung gesehen. Vermutlich im September 1942 wurde die alte Frau nach Theresienstadt deportiert, „wo sie am 4. Januar 1943, kurz nach ihrem 73. Geburtstag, an den Auswirkungen der erbärmlichen Lebensumstände in diesem Sammellager verstarb", berichtet die Initiative Stolperstein.

Auch Rosalies Sohn Markus, der in der Flußgasse 5-7 mit seiner nichtjüdischen Frau Hannchen Matthes und seiner Tochter Inge lebte, wurde von den Nazis ermordet. Bereits wenige Monate nach der Machtergreifung im Januar 1933 verlor der damals 32-jährige städtische Straßenbahnschaffner seine Arbeit. 1936 kam er wegen seiner Mitgliedschaft in der KPD ins Gefängnis. Sonja Thelen

Gunter Demnig beginnt mit der Verlegung der Stolpersteine am Donnerstag, 23. Februar

Frankfurter Rundschau - 21.2.06 - mit freundlicher Erlaubnis der FR