Bürger sollen auf Spurensuche gehen
AG Stolpersteine forscht nach Schicksalen von Verfolgten in Amöneburg, Kastel und Kostheim

Die „Arbeitsgruppe Stolpersteine" der Stadtteile Amöneburg, Kastel und Kostheim (AKK) will die Sommermonate nutzen, um auf Spurensuche zu gehen und Hinweise und Informationen über Verfolgung und Widerstand zwischen 1933 und 1945 in AKK zu sammeln. Bei einem Treffen im September sollen die Informationen zusammengetragen werden.

Ziel der Arbeitsgruppe ist die Beteiligung am Projekt „Stolpersteine" des Kölner Künstlers Gunter Demnig. Im Stadtgebiet Wiesbaden hat Demnig bereits mehr als 100 Gedenksteine auf Fußwegen verlegt. Sie erinnern an die unter der Nazidiktatur Verfolgten und Ermordeten. Die AKK-Stadtteile waren bislang nicht einbezogen. Die Ortsbeiräte von Kastel und Kostheim haben bereits im Frühjahr eine überparteiliche Initiative angeregt. Sie soll mit dieser Form des Erinnerns und Gedenkens auch in AKK die Wachsamkeit erhöhen, um faschistische, rassistische, fremdenfeindliche und menschenverachtende Entwicklungen nicht zuzulassen und solchen Meinungen und Handlungen schon im Ansatz entgegenzutreten.

Große Einmütigkeit

Grundsätzliche Fragen zur Verwirklichung der Stolpersteine wurden beim ersten Treffen besprochen und nach Aussagen des Initiators des Treffens, Hartmut Bohrer    (Fraktionsvorsitzender der Linken Liste), „in großer Einmütigkeit geklärt". Teilgenommen hatten an der Zusammenkunft die beiden Vereinsringvorsitzenden von Kastel und Kostheim, Josef Rosendorn und Annegret Kracht. Sie ist FDP- Stadtverordnete. Außerdem waren auch alle anderen demokratischen Parteien und Wählergruppen vertreten.

Hartmut Bohrer hatte zum ersten Treffen bereits Vorarbeit geleistet. Er legte eine Liste mit nahezu 30 Personen aus AKK vor, die wegen ihrer politischen oder religiösen Überzeugungen verfolgt und ermordet wurden.

Einmütig wurde unter den Versammelten festgestellt, daß das Projekt „Stolpersteine in AKK" - wie  auch andernorts - kein Vorhaben ausschließlich von Personen mit politischem Mandat sein soll. Die gesamte AKK-Bürgerschaft solle sich beteiligen.

Keine Ermittlungsbehörde

Erste Aufgabe für die AG ist deshalb eine intensive Spurensuche, zu der möglichst viele Bürgerinnen und Bürger animiert werden sollen. Gesucht werden Zeitzeugen. Aber auch beispielsweise Schüler und Schülerinnen der Leuschner-Schule sollten sich beteiligen. Die AG Stolpersteine versteht sich nicht als „verspätete Ermittlungsbehörde". Vielmehr will sie durch die Erforschung und Publizierung konkreter Schicksale aus der eigenen Umgebung die Betroffenheit fördern. zg / off


Frankfurter Rundschau – 8.7.08 - mit freundlicher Erlaubnis der FR

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