Spaziergang durch den dörflichsten Stadtteil
Der Historiker Bertold Picard erzählt in seinem Buch aus der Geschichte von Großauheim

Von Pamela Dörhöfer

“Su aald wie die Boule" - das pflegten die Großauheimer früher zu sagen, wenn sie auf ein hohes Alter hinweisen wollten. Die „Boule" meinte dabei den urtümlichen Forst, der an ihre Gemeinde grenzte. Der Historiker Bertold Picard hat die Redewendung ins Hochdeutsche übersetzt und zum Titel seines neuen Buches über den Hanauer Stadtteil gemacht: „So alt wie die Bulau. Spazierwege durch die Geschichte Großauheims" heißt es und ist im Cocon-Verlag erschienen.

Anders als bisherige Publikationen über den Ort, der 2006 sein 1200-jähriges Bestehen feierte, nimmt Picard nicht nur die Rolle des Chronisten ein, sondern macht das heute noch Sichtbare zum Ausgangspunkt seines 292

Seiten starken Buches: die Straßenzüge und Häuser, Plätze und Kirchen, Geschäfte und Schulen, das Gewerbe, aber auch die riesigen Militärflächen (sie werden noch 2008 von der US-Armee geräumt).- Für Picard sind es durchweg Zeugen der Vergangenheit, deren Geschichte er nüchtern, knapp und verständlich erläutert und in einen größeren Zusammenhang stellt. Herausragenden Kulturdenkmälern wie der barocken St. Jakobuskirche widmet er sich ebenso wie Neubausiedlungen oder einzelnen Kneipen.

Mit seinen kleinen, teils winkeligen Straßen und den geschlossenen historischen Sand- und Ziegelsteinfassaden der Häuser erscheint Großauheim als der dörflichste unter den Hanauer Stadtteilen. Tatsächlich aber war der Ort vom 19. Jahrhundert bis vor einigen Jahrzehnten von Industrie geprägt, von Firmen wie Bautz oder der Marienhütte. Das Museum Großauheim mit seinem großen Fundus an Dampfmaschinen erzählt bis heute davon. Mit dem Tierbildhauer August Gaul und dem Maler August Peukert hat Großauheim zudem zwei große Künstler hervorgebracht.

Seine Streifzüge durch Großauheim illustriert Picard mit 190 Abbildungen, die der Hanauer Stadtfotograf Roland von Gottschalck größtenteils eigens für das Buch aufgenommen hat; der Rest stammt aus der Sammlung des Großauheimer Heimat- und Geschichtsvereins und zeigt inzwischen verschwundene oder stark veränderte Bauten.

„So alt wie die Bulau" gibt es zum Preis von 19,80 Euro im Buchhandel.

Frankfurter Rundschau – 10.1.08 - mit freundlicher Erlaubnis der FR