100 Jahre SPD in Schwalbach
Partei feiert am kommenden Samstag ein rundes Jubiläum / „Wichtiger Abschnitt der Stadtgeschichte"

Die SPD Schwalbach feiert ihr 100-jähriges Bestehen. Seit Kriegsende hat die Partei insgesamt 38 Jahre lang den Bürgermeister in der Stadt gestellt. Letzter SPD-Rathauschef war bis 2002 Horst Faeser. Seit Anfang der 90er Jahre stellen die Sozialdemokraten nicht mehr die stärkste Fraktion.

SCHWALBACH - „Heute sind wir ein harmonischer Ortsverein" sagt die SPD- Vorsitzende Nancy Faeser. Seit 1996 führt sie den Ortsverband, der heute knapp 120 Mitglieder hat. Früher - zu den Hochzeiten Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre - waren es mal mehr als 300. Aber das ist vorbei. „Da waren auch die Zeiten im Ortsverein noch heftiger" sagt Faeser, obwohl die 1970 geborene Landtagsabgeordnete das nur aus Erzählungen weiß.

Differenzen habe es - wie im ganzen Ort - um den Bau der Limesstadt gegeben. „Das hat sich natürlich auch in unserer Partei widergespiegelt." Vor allem die Alt-Schwalbacher seien gegen das Projekt gewesen. Die SPD habe oft die treibende Kraft in Schwalbach dargestellt - und habe so auch die Limesstadt und einen S-Bahn-Anschluss verwirklicht, der unter dem Einfluss des damaligen Schwalbacher Bürgers und Bundesverkehrsministers Georg Leber (SPD) gebaut wurde. Der Sozialdemokrat hat viele Jahre in der Stadt am Taunus gelebt und ist seit 35 Jahren ihr Ehrenbürger.

Erheblicher Einfluss

100 Jahre SPD in Schwalbach bedeuteten aber nicht nur Parteigeschichte. „Es ist ein wichtiger Abschnitt der Geschichte der Stadt und ihrer Menschen", so Faeser. Daran erinnerten die Namen bekannter Schwalbacher Familien: Elzenheimer, Scherer, Kirsch, Fleischmann, Peiter, Fay, Stöhr und Steier. Erheblichen Einfluss auf die Kommunalpolitik hatten die Sozialdemokraten nach dem Zweiten Weltkrieg: 38 Jahre lang stellten die Partei die Bürgermeister: Peter Scherer (1946-1952), Hugo Lietzow (1958-1976), Roland Petri (1976-1983) und

Horst Faeser (1988-2002). Weil Amtsinhaber Faeser nach 14 Jahren im Rathaus als Direktor zum Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main ging, musste vor drei Jahren ein neuer Bürgermeister gewählt werden - und die SPD verlor die Vorherrschaft über das Rathaus. Ihr Kandidat Rolf Mann unterlag dem Hauptamtsleiter aus Grävenwiesbach, Roland Seel (CDU).

Die genauen Anfänge der Sozialdemokratie in Schwalbach lassen sich heute nur schwer zurückverfolgen. Fest steht nach der historischen Spurensuche, dass auf einer Kreiswahlverein-Konferenz im Jahr 1900 in Oberursel „Genosse Howard" aus Schwalbach als Delegierter erwähnt wird. Die Kreiswahlvereine waren die Vorläufer der SPD-Ortsvereine. Allerdings sind laut der jetzt erstellten Chronik keine weiteren Angaben vorhanden, die belegen können, dass es schon zu dieser Zeit einen SPD-Ortsverein in Schwalbach gegeben hat. Im Jahr 1905 wurde der Ortsverein in Schwalbach von etwas mehr als zwölf Männern gegründet.

Fünf Mitglieder im Gemeinderat

Bei der Wahl von Gemeindevertretungen 1910 stellten die Sozialdemokraten vier von insgesamt zwölf Abgeordneten. 1927 kam Schwalbach zu dem neu gegründeten Main-Taunus-Kreis. Die Schwalbacher wählten damals in den Gemeinderat je fünf Mitglieder der SPD und der Bürgerpartei sowie zwei Vertreter der katholischen Zentrumspartei. Bei der ersten Kommunalwahl nach dem Zweiten Weltkrieg kamen je fünf Sozial- und Christdemokraten sowie zwei Kommunisten in den neuen Gemeinderat. Von 1956 bis 1977 stellte die SPD die größte Fraktion in der Gemeindevertretung.

Frankfurter Rundschau - 10.11.05