Civitas Mattiacorum
Oder: Auf den Spuren der Römer in der Region um Wiesbaden

Die hessische Landesarchäologie erforscht in einem Projekt „Wiesbaden und sein Umfeld im 1. Jahrtausend nach Christus". Sechs Forscher unter Leitung von Vera Rupp begeben sich damit auf die Spuren der Römer und erhoffen sich neue Erkenntnisse über die Zeit von Christi Geburt, als Kelten, Germanen und Römer an Rhein und Main wohnten, bis zur römischen Besiedlung des 1. bis 3. Jahrhunderts nach Christus. An den Forschungsarbeiten sind auch zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeiter der hessischen Landesarchäologie als Geländebegeher beteiligt.

Erforscht wird unter anderem die römische Militärgeschichte des Wiesbadener Raumes. Schon vor einiger Zeit wurden zwischen Wiesbaden, Hofheim und dem Main Spuren im Ackergelände gesichtet, die sich auf Luftbildern als Umrisse von römischen Marsch- oder Übungslagern deuten lassen. Eine exakte zeitliche Bestimmung dieser Lager war bislang nicht möglich.

Bisherige Studien zur römischen Periode im Wiesbadener Umland lassen darauf schließen, daß es sich um frührömische Übungslager des 1. Jahrhunderts nach Christus oder Befestigungen der Mainzer Legionsbesatzung handeln könnte, erläutert Vera Rupp. Das einzige heute noch sichtbare römische Monument in Wiesbaden ist die Heidenmauer, die auf eine Länge von etwa 520 Metern nachweisbar ist.

Grabungen sollen auch Aufschluß über den Fortschritt der Landwirtschaft geben

Auch die römische Landwirtschaft steht im Fokus der Untersuchung. „Wir möchten herausfinden, ob die Landwirtschaft in der Region Mainz/Wiesbaden schon früher als in anderen römischen Teilen entwickelt war", erklärt die Projektleiterin. Die Kölner Doktorandin Anne Wieland richtet einen besonderen Blick auf die ländliche Besiedlung der römischen Gebietskörperschaft „civitas Mattiacorum", wie die Region zu antiken Zeiten hieß. Hierbei geht Wieland über hundert Fundstellen von römischen Landgütern nach und stützt sich auf Resultate von Geländebegehungen und kleineren Grabungen.

Daneben interessiert die Forscher, welche Bedeutung der Main in der Antike als Transportweg hatte. Derzeit suchen die Forscher nach Hinweisen auf alte Hafenanlagen an den Ufern des Mains.

Die neuen Ergebnisse könnten in ein archäologisches Stadtkataster von Wiesbaden in der Römerzeit einfließen, sagt Rupp. Hierfür sucht das Forscherteam noch nach einer Finanzierung.

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Frankfurter Rundschau - 2.3.09 - mit freundlicher Erlaubnis der FR

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