Ein Kleinod fürs Museum
Hektographiertes Schreinerhandbuch von 1947 ergänzt die Sammlung

Auf den ersten Blick ist es ein kleiner Stapel bedrucktes bräunliches Papier, auf den zweiten ein Stück Geschichte des Kelkheimer Möbelhandwerks. Als Heike Mayrl vor 20 Jahren 50 hektographierte Blätter in einem Abrißhaus an der Hauptstraße gefunden hatte, war ihr sofort klar: „Das gehört ins Museum." Bei der Loseblattsammlung, die damals auf den ersten Blick ihre Aufmerksamkeit fand, handelt es sich - so die Aufschrift auf dem ersten Blatt - um „Fach- und Schulungsblätter für den Schreiner". Der Berufsschullehrer Alfred Kachelrieß hat das Wissen für angehende Schreinermeister gesammelt und das kleine Kompendium aus liebevoll gezeichneten oder mit der Schreibmaschine beschriebenen Seiten für die Teilnehmer seines Kurses vervielfältigt. Das war 1947; zu jener Zeit und bis zur Erfindung des Fotokopierens war für solche Drucke die Hektographie die gängige Methode.

„Das ist fast schon eine Art Lehrbuch", stellte Bürgermeister Thomas Horn (CDU) gestern bei der Übergabe der Schulungsblätter an das Kelkheimer Museum fest. Dort werden sie ab Januar ausgestellt, außerdem hat Heike Mayrl, die sich als Antiquitätenhändlerin mit Kelkheimer Möbeln gut auskennt, die Blätter noch einmal kopiert und binden lassen, damit man sich das Büchlein anschauen kann, ohne die mittlerweile empfindlich gewordenen Hektographien zu beschädigen.

Alfred Kachelrieß beginnt seine Aufzeichnungen mit einem kleinen Überblick über die Stilepochen, die sich auch in den Moden des Möbelbaus widerspiegeln. Dann erklärt er Handwerkliches, etwa die „Schwundkraft" des Holzes oder Holzverbindungen. Die „Fach- und Schulungsblätter für den Schreiner" sind eine willkommene Ergänzung der Sammlung zur Möbel- und Stadtteilgeschichte des Kelkheimer Museums, die neben der Stadtchronik der Schwerpunkt der Ausstellung ist.

„Erfreulich entwickelt" habe sich das Museum seit seiner Einweihung vor vier Jahren, bilanzierte Bürgermeister Horn. Um vor allem bei Neubürgern das Interesse für die Stadtgeschichte zu wecken, bekommen diese bei der Anmeldung künftig Freikarten für einen Museumsbesuch. „Die Beschäftigung mit der Geschichte hilft, sich an seinem Wohnort zu Hause zu fühlen", so Horn,   jöh

Ein Kleinod: hektrographierte Anleitung von 1947

“Fach- und Schulungsblätter für den Schreiner" von Kachelrieß .

Frankfurter Rundschau – 10.12.08 - mit freundlicher Erlaubnis der FR