Erfolgsgeschichte: Der Main-Taunus-Kreis besteht seit 80 Jahren - seine Zukunft ist offen.

Starker Raum auf kleiner Fläche"
Wo einst Bauern ihre Felder pflügten, stehen heute Bankenhochhäuser und Gewerbebetriebe

Von Andrea Rost

Die Geburtsstunde des Main-Taunus-Kreises schlug am 1. April 1928. An diesem Tag trat das „Gesetz über die Erweiterung des Stadtkreises Frankfurt am Main und die Neueinteilung von Landkreisen im Regierungsbezirk Wiesbaden" in Kraft, das 49 Städte und Gemeinden zusammenführte. Die Grenzen des Kreises waren jedoch wesentlich weiter gezogen als heute - sie reichten bis nach Niedernhausen, Schloßborn, Oberreifenberg, Breckenheim und Delkenheim. Gebietsteilen der ehemaligen Landkreise Höchst und Wiesbaden sowie Gemeinden aus dem Obertaunuskreis und dem Untertaunuskreis wurden zusammengefügt.

Erster Landrat im MTK wurde der Sozialdemokrat Wilhelm Apel, er residierte im Kreishaus, das weiterhin in Höchst stand, obwohl es den gleichnamigen Landkreis gar nicht mehr gab. Höchst mitsamt seinen Stadtteilen Sindlingen, Zeilsheim und Unterliederbach war im Zuge der Neuordnung der Region Teil der Stadt Frankfurt geworden.

Der offizielle Festakt zum Inkrafttreten des Preußischen Landesgesetzes sei von lokalen Gewittern begleitet gewesen, berichtete Landrat Berthold Gall jüngst im Kelkheimer Möbelmuseum. Und auch in den Folgejahren taumelte der junge Kreis von einer Krise in die nächste. Auf das Ende der Weimarer Republik folgte der Nationalsozialismus. Inder Nachkriegszeit stand der Kreis vor schier unüberwindlichen Problemen. 200 Gramm Fleisch, 1000 Gramm Brot, 62,5 Gramm Butter und ebenso viel Käse war die wöchentliche Lebensmittelration im MTK. Als Landrat Joseph Wagenbach im September 1947 die Kreistagssitzung eröffnete, stand für ihn vor allem eine Frage im Raum: „Wie soll der Kreis über den Winter kommen?"

Mit der Gebietsreform 1970 wurde der Kreis auf seine heutige Größe zugeschnitten

Bis 1950 fanden 18 000 Vertriebene Aufnahme im Kreisgebiet, 2800 Wohnungen wurden mit staatlicher Förderung gebaut. In den 1950er und 60er Jahren entwickelte sich der bis dahin weitgehend bäuerlich geprägte Landstrich zu einem Standort für Handel, Gewerbe und Industrie.

Arbeit gab es in der Schokoladenfabrik Sarotti in Hattersheim, in der Zellulosefabrik Offenheimer in Okriftel, in der Eppsteiner Stanniolfabrik und bei der Maschinenfabrik Mohr in Hofheim. Wichtige Arbeitgeber waren auch die Möbelfabriken und Schreinereien in Kelkheim, Fischbach und Vockenhausen sowie die keramische Industrie in Flörsheim.
Kreishaus MTK seit 1987

Das neue Hofheimer Kreishaus wurde 1987 bezogen.
 

Mit der Gebietsreform im Jahr 1970 wurde der Kreis auf seine heutige Größe zugeschnitten. In den zwölf Kommunen leben mittlerweile 220.000 Menschen. Hofheim am Taunus ist seit 1980 offiziell Kreisstadt. Das neue Kreishaus wurde 1987 bezogen.

Mit seinem 220 Quadratkilometern sei der Main-Taunus-Kreis von der Fläche her der kleinste Kreis Deutschland, räumt Landrat Berthold Gall ein. „Aber wir sind ein starker Raum auf kleiner Fläche."

Die Diskussion, ob der Main-Taunus-Kreis so wie er ist, als Verwaltungseinheit erhalten bleiben, oder Teil eines Regional- oder Stadtkreises rund um das Zentrum Frankfurt werden soll, wird in letzter Zeit häufig geführt. Es wäre nicht das erste Mal, daß derartige Fragen aufkommen. Unter dem Titel „Gegen die Königreiche der Oberbürgermeister" hatte der spätere Landrat Joseph Wagenbach bereits im Kreis- Gründungsjahr 1928 die Expansionsbestrebungen preußischer Städte kritisiert und hinter Argumenten der Wirtschafts- und Verwaltungsrationalität das Machtstreben regionaler Eliten vermutet.

Ein Sog, so schrieb er, gehe von den benachbarten Großstädten aus und berühre die Existenzfrage des Kreises.

Eine Ausstellung zur Kreisgeschichte läuft derzeit im Kelkheimer Möbelmuseum, Frankfurter Straße 21: beendet.

Frankfurter Rundschau – 9.5.08 - mit freundlicher Erlaubnis der FR