Erster Ton seit 2000 Jahren
Hattersheim: Archäologen finden kurz vor Abschluß der Arbeiten eine keltische Rassel / Bislang 57 Grabstätten entdeckt

Von Jöran Harders

Als „Hattersheimer Überraschungsei" bezeichnet Ausgrabungsleiter Claus Bergmann einen unerwarteten Fund kurz vor Abschluß der Grabungen nahe der Kindertagesstätte im Neubaugebiet Südwest. Im letzten Geländestreifen, der freigelegt wurde, bevor dort ein Grünstreifen angelegt werden soll, entdeckten die Archäologen einen hohlen eiförmigen Gegenstand aus Ton, der vermutlich mit kleinen Steinen gefüllt ist. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um eine keltische Rassel. "Solche Rasseln, die meist rund sind, finden sich normalerweise in Kindergräbern. Daß diese hier noch gut erhalten ist, ist ein großer Glücksfall", so Bergmann.

Das Tonei war Teil eines Grabes mit zwei ebenfalls tönernen Gefäßen, die Reste von verbrannten menschlichen Knochen und Schmuck enthalten. Ob es sich bei dem Keltengrab, das schätzungsweise gut 2000 Jahre alt ist, um die letzte Ruhestätte eines Erwachsenen oder eines Kindes handelt, werden Knochenuntersuchungen im Labor klären. Auch das Ei soll noch geröntgt und im Detail untersucht werden, um genaueren Aufschluß über den möglichen Verwendungszweck zu geben.

Das zuletzt gefundene Grab ist eines von fünf, die um einen Kreisgraben gruppiert sind. „Vielleicht war hier sogar ein großer Grabhügel",   vermutet   Grabungsleiter Bergmann. Neun Grabstätten sind in Hattersheim seit 2006 bei archäologischen Arbeiten freigelegt worden, acht keltische und eins aus der Steinzeit. Insgesamt seien es damit 57 Gräber, die bisher in Hattersheim entdeckt worden seien, bilanzierte Claus Bergmann. Ein weiterer Fund im Grabungsgebiet an der Leonhardstraße war eine Gewandnadel aus Bronze. Und es könnte sein, daß noch der eine oder andere kleine Fund dazu kommt. Denn ein Teil des Erdaushubs wird erst im Labor genau gesichtet. Gegraben wird jetzt nur noch im angrenzenden Bauabschnitt D zum Ortsausgang Richtung Weilbach. Die Gärtner sollen an der Kindertagesstätte im Spätsommer tätig werden, sobald das Klima Anpflanzungen erlaubt, stellt die Grünflächenbeauftragte der Stadt, Gloria Gotzhein, in Aussicht. Und im Dezember sollen die Grabungsfunde im Rahmen einer Ausstellung im Nassauer Hof gezeigt werden.

Frankfurter Rundschau – 31.5.08 - mit freundlicher Erlaubnis der FR