Die Flurnamen von MünsterRad + Sparren 2010 001-b

In der soeben erschienenen neuen Ausgabe von “Rad und Sparen” des Historischen Vereins Rhein-Main-Taunus (2010-40) berichtet Gerd S. Bethke über “Die Flurnamen von Münster (Main-Taunus-Kreis)”.

Der lokale Historiker Gerd S. Bethke hat erst kürzlich  mit Unterstützung des Stadtarchivars von Eschborn, Gerhard Raiß, die Flurnamen von Eschborn und Niederhöchstadt erforscht und der Öffentlichkeit in informativen Broschüren vorgestellt.

Alle Hefte sind noch lieferbar (Gerhard Raiß, Eschborn, Dietrich Kleipa, Kelkheim, sowie im örtlichen Buchhandel im MTK).

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Von der «Krumme Herrenwies» zum «Wamsärmel»: Gerd Bethke

Das aktuelle Heft von Rad und Sparren befaßt sich mit den Namen der Grundstücke. Der Ruppertshainer Gerd Bethke hat sie in mühevoller Kleinarbeit zusammengetragen.

Münster. Sie sind poetisch, häufiger beschreibend und manchmal bereiten sie dem, der sich mit ihnen befaßt, einiges Kopfzerbrechen: Flurnamen. Ähnlich ging es wohl auch Gerd Bethke. Der Hobbyhistoriker hat jedenfalls viel Arbeit und Mühe in seine Nachforschungen über die Flurnamen in der Region investiert. In dem neuen Heft «Rad und Sparren» Nummer 40, der Zeitschrift des Historischen Vereins Rhein-Main-Taunus, stellt der Ruppertshainer seine Ergebnisse zu den Flurnamen Münsters vor. Bei seinem Vortrag im Kulturbahnhof konnten sich Interessierte zuletzt bereits einen Vorgeschmack holen.

Besitzverhältnisse klären

Flure sind Gebiete, die in der Regel außerhalb der Ortschaften lagen und laut Bethke nur innerhalb der Gemarkungen relevant gewesen seien. Dort dienten sie den Dorfbewohnern in erster Linie der Kommunikation und waren wichtig, um Besitzverhältnisse zu klären. Deshalb hatten sie ihren festen Platz in entsprechenden Güterverzeichnissen. Ein Flur hat häufig mehrere Grundstücke oder Parzellen umfaßt, die auch unterschiedliche Besitzer haben konnten.

In Münster wurden viele Parzellen nach ihrer Form benannt: Es gibt die «krumme Herrenwies», eine «Dreispitz» oder auch ein «Wamsärmel», das nach dem gleichnamigen Teil des Kleidungsstück benannt worden ist. Ein Name, der einem einen Schauer über den Rücken laufen läßt, ist «Im Todemann». Bethke vermutete, daß in dieser Flur, die bereits seit 1650 so heißt, ein Toter gefunden wurde. Ob er erschlagen worden ist oder auf natürliche Weise das Zeitliche segnete, ist freilich nicht zu sagen.

Auf so manche Kuriosität ist Bethke im Laufe seiner Recherche gestoßen. So kam es häufig vor, daß Flurnamen von einem ins folgende Verzeichnis falsch übertragen wurden, weil man sich verlesen hatte.

Mehr als 300 Flächen

Für Münster kann Bethke etwa 300 Flurnamen nachweisen, viele stammen bereits aus dem 14. und 15. Jahrhundert. «Münster ist derjenige Ortsteil, der die breiteste, weit zurückreichende Flurnamentradition aller Kelkheimer Gemarkungen hat», stellt der Ruppertshainer in «Rad und Sparren» fest. Allerdings sei es auch der Ort, in dem die alten Flurdistrikte, durch moderne Umformungen und Überbauungen, fast keinerlei Rolle mehr spielten. Die Flurnamen finden sich jedoch heute manchmal in Straßennamen wieder, auch wenn die Straßen nicht unbedingt auf der eigentlichen Flur liegen. So verweist die Straße an «An der Viez» auf die entsprechende Flur.

Gerd Bethke ist Hobbyhistoriker und hat sein Wissen in unzähligen Arbeitsstunden in seiner Freizeit angesammelt. Mittlerweile kennt er sich im Wiesbadener Hauptstaatsarchiv, im Kelkheimer Stadtarchiv und dem Archiv der Pfarrei St. Dionysius so gut aus, wie in der sprichwörtlichen Westentasche. Seit der Sozialökonom, der in der Entwicklungsarbeit tätig war, in Rente ist, hat er mehr Zeit für seine Passion. «Das ist eine Geschichte, die besteht aus Fakten sammeln», erzählte der 66-Jährige. Dabei sei es wichtig systematisch vorzugehen. Mit der Zeit entwickele man Routine, kenne sich in den Archiven aus, könne gezielter vorgehen und müsse deshalb nicht mehr lange suchen. Die Arbeit an sich ist scheint schier unerschöpflich: «Man kommt vom Hölzchen aufs Stöckchen», meint Bethke.

Wer neugierig geworden ist, kann sich das Heft Nummer 40 «Rad und Sparren» für 5 Euro bei Kelkheims Stadtarchivar Dietrich Kleipa, Telefon (0 61 95) 58 37, E-Mail kleipa@t-online.de, oder Gerhard Raiß in Eschborn unter (0 61 96) 48 46 70 oder E-Mail museum@eschborn.de bestellen. Die Broschüre gibt es zudem im örtlichen Buchhandel. Im Heft sind neben ausführlichen Informationen zu den Fluren auch verschiedene Karten abgedruckt.

Höchster Kreisblatt - 2.12.10 - mit freundlicher Erlaubnis des HK!