Glücklich im Taunus
Hofheim: Sonderausstellung zum 200. Geburtstag von Felix Mendelssohn-Bartholdy

Von Andrea Rost

"Das Sodener Leben, Essen und Schlafen, ohne Frack, ohne Klavier, ohne Visitenkarten, ohne Wagen und Pferde, aber auf Eseln, mit Feldblumen, mit Notenpapier und Zeichenbuch, mit Cécile und den Kindern" - schwärmerisch klingen die Briefe, die Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) im Sommer 1844 an seine Schwester Fanny Hensel in Berlin schreibt. Drei Monate verbrachte der Komponist mit Frau und Kindern in dem Taunusstädtchen, genoß das friedliche Landleben, das im Gegensatz stand zum Londoner Getümmel, wo Mendelssohns achte Englandreise kurz zuvor zu Ende gegangen war.Felix Mendelssohn-Bartholdy - Aquarell von James Warren Childe 1830

Ein Jahr später kam die Familie wieder, blieb elf Wochen in Bad Soden und logierte in der Kurvilla des Lehrers Bautz in der Königsteiner Straße 89. Die Briefe, die Felix Mendelssohn-Bartholdy aus Bad Soden geschrieben hat, nennt Eva Scheid „Pretiosen". Mit größtem Aufwand hat sie einige von ihnen ins Hofheimer Stadtmuseum geholt, ebenso ein Dutzend Bleistiftzeichnungen und Aquarelle, die Mendelssohn-Bartholdy, ganz dem romantischen Zeitgeist folgend, auf seinen Spaziergängen und Wanderungen durch die Taunushügel angefertigt hat.

Mit Feder und Skizzenblock

Briefe und Zeichnungen sind Teil der Ausstellung „Felix", die das Hofheimer Museum zum 200. Geburtstag von Felix Mendelssohn-Bartholdy zeigt.

Unter den großen deutschen Komponisten sei Felix Mendelssohn-Bartholdy der einzige, der sich nachweislich für längere Zeit im Gebiet des heutigen Main-Taunus-Kreises aufhielt, weiß Museumsleiterin Scheid. Die Sodener Luft und die Heilquellen sollten dem jüngsten Sohn der Familie Linderung seiner Leiden bringen. Felix Mendelssohn-Bartholdy war aber auch in Eppstein und Hofheim, fuhr durchs Lorsbachtal, erklomm den Feldberg und wanderte durch die Wälder bei Wildsachsen. Das belegen Briefe an die Daheimgebliebenen und sein Skizzenbuch, das er auf Wanderungen stets dabei hatte.

In der Sommerfrische suchte der Komponist dabei nicht nur die Beschaulichkeit, Mendelssohn-Bartholdy wollte auch ausarbeiten, überarbeiten und durchdenken, was sich in der Zeit der Hetze im Kopf und auf Notizzetteln angesammelt hatte. In seiner Wohnung in Bad Soden schrieb er 1844 das Konzert für Violine und Orchester e-Moll, opus 64. Dort entstand die Motette „Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir", das Oratorium Elias wurde begonnen, das Streichquartett Nr. 2 B-Dur opus 87 vollendet.

Partituren und original Niederschriften dieser Kompositionen gibt es jetzt im Stadtmuseum zu sehen, dazu weitere Leihgaben aus der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Autografen aus der Musikabteilung des Mendelssohn-Archives, der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt und des Stadtarchivs Bad Soden.

Eröffnet ist die Ausstellung „Felix". Bis 2. August gibt es Führungen mit Musik und Workshops. Von 21. Juni an sind im Stadtmuseum Bilder von Kindern zu sehen, die bei einem Malwettbewerb entstanden sind.

Frankfurter Rundschau - 6.6.09 - mit freundlicher Erlaubnis der FR

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