Museumsbesuch soll Lust auf Schokolade wecken

Hattersheimer Geschichtsverein präsentiert Pläne für das Sarotti-Werkstattgebäude / Stadtparlament debattiert über Trägerschaft

Der Hattersheimer Geschichtsverein hat sein Konzept für ein Museum im Sarotti- Werkstattgebäude am Dienstagabend vorgestellt. Einige Vereinsmitglieder monierten, die künftigen Exponate seien derzeit nicht sicher gelagert.

Von Barbara Helfrich

Hattersheim - Von den Kelten über die Industrialisierung bis zur Gegenwart soll der historische Bogen im geplanten Museum gespannt werden. Im Mittelpunkt steht dabei die Schokolade: Bis Mitte der 1990er Jahre wurden daraus in Hattersheim allerlei Leckereien produziert. Auf dem Gelände der Sarotti-Fabrik soll auch das Museum unterkommen, und zwar in dem denkmalgeschützten Werkstattgebäude, das 1924 gebaut wurde.

Auf der Industriebrache wird ein neues Stadtviertel entstehen. Das Museum soll nach den Vorstellungen des Geschichtsvereins sein kultureller Mittelpunkt werden. Neben Dauer- und Sonderausstellungen sind museumspädagogische Aktionen für Kinder geplant. Als Treffpunkt soll sich das Museum auch durch ein gastronomisches Angebot etablieren. Die Schokolade soll dabei immer im Mittelpunkt stehen. „Beim Weg durch die Ausstellung soll den Besuchern schon das Wasser im Mund zusammenlaufen", sagte Konrad Hoppe, der bei der öffentlichen Mitgliederversammlung die Machbarkeitsstudie für das Museum vorstellte.

Bürgermeister Hans Franssen (SPD) sagte nach der Präsentation: „Ich stehe hinter diesem Konzept." Die Stadtverordnetenversammlung solle noch in diesem Jahr über die Museumspläne und die finanzielle Unterstützung aus der Stadtkasse entscheiden. Der Geschichtsverein hat einen jährlichen Zuschußbedarf von rund 150 000 Büro errechnet.

Auch über die Trägerschaft des Museums muß das Parlament debattieren. Der Geschichtsverein schlägt in seinem Papier drei Varianten vor. Entweder könnte der Geschichtsverein das Museum selbst führen. Dazu brauchte er aber eine hauptamtliche Geschäftsleitung und einen Beirat, der Konzepte und Finanzen abstimmt. Oder das Kulturforum übernimmt die Trägerschaft. Der Geschichtsverein würde dafür eine Arbeitsgruppe innerhalb des Kulturforums bilden, und der Vorsitzende des Geschichtsvereins würde auch im Vorstand des Kulturforums einen Posten bekommen.

Die dritte Variante sieht die Gründung einer Träger-Gesellschaft vor, in der Geschichtsverein und Kommune gleichberechtigte Partner wären. Nach der Präsentation kritisierten einige Mitglieder, dass der Verein schon zu lange ohne Museum und ohne eine adäquate Bleibe für seine Sammlung dastehe.
Hattersheim Sarotti-Fabrik

Im Werkstattgebäude auf dem Sarotti-Gelände will der Hattersheimer Geschichtsverein ein Museum eröffnen. Das Gebäude aus dem Jahr 1924 ist denkmalgeschützt.

Nach seiner Gründung 1985 richtete der Geschichtsverein im Schlockerhof, der heute Nassauer Hof heißt, ein Heimatmuseum ein. Als im Jahr 2000 die Sanierung des historischen Gebäudes anstand, mußte er weichen. Die Idee, in den neu hergerichteten Räumen wieder ein Museum einzurichten, wurde aus Kostengründen verworfen. Angesichts der leeren Stadtkasse entstanden Büroräume, die die Kommune vermietet.

Sammlung in der Pralinenhalle

Seitdem ist die Sammlung des Geschichtsvereins provisorisch gelagert. Unter anderem in der Pralinenhalle auf dem Sarotti-Gelände. Dort seien die historischen Stücke nicht sicher, beklagten einige Vereinsmitglieder am Dienstagabend. In die Räume sei mehrfach eingebrochen worden. Viele Kisten seien aufgerissen.

Bürgermeister Franssen versprach, der Sache nachzugehen. Ulrike Milas-Quirin, Pressesprecherin der Stadt und Vorstandsmitglied im Geschichtsverein, sagte, wertvolle Exponate seien nicht in der Pralinenhalle gelagert, sondern anderswo. Dennoch sei die Situation „unbefriedigend", sagte sie. Da der Eigentümer Nestle aber ohnehin auf die Räumung der Pralinenhalle drängt, wird der Geschichtsverein in den kommenden Tagen seine Sammlung erneut umquartieren müssen. Neue Übergangslösung ist die so genannte Feldscheune in der Nähe des Hessendamms.

Frankfurter Rundschau - 25.01.07 - mit freundlicher Erlaubnis der FR