Im Kampf gegen Nazis - Peter Nida
Hofheim: Lokalhistoriker berichtet über Widerstandsgruppen im Kreis

Von Bastian Beege

Hofheim war keine rühmliche Ausnahme. Wie in tausenden deutschen Kommunen war Adolf Hitler auch in Hofheim Ehrenbürger. Im März 1933 stellte die NSDAP-Fraktion im Stadtparlament einen entsprechenden Antrag. Heute ist dieser schwarze Fleck in der Hofheimer Stadtgeschichte vielfach in Vergessenheit geraten - genau wie viele der Greuel, die die Nazis auch in dieser Region verübten.

Was allerdings ebenfalls nur wenige wissen: Es gab auch hier Widerstand gegen die Nazis. „Menschen sind auch im Main-Taunus-Kreis im Kampf gegen das NS-Regime gestorben", sagt Dieter Reuschling. Der Lokalhistoriker beschäftigt sich seit vielen Jahren mit diesem speziellen Aspekt lokaler Historie. „Berühmte Figuren wie die Geschwister Scholl oder Aktionen wie das Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 sucht man hier vergeblich", sagt der 74-Jährige. „Dennoch haben die hiesigen Widerstandsgruppen sehr wertvolle Arbeit geleistet."Peter Nida

Da wäre zum Beispiel Peter Nida, der 1945 im Konzentrationslager Dachau ums Leben kam. Der gebürtige Hattersheimer war bis zur Machtergreifung Hitlers SPD-Fraktionsvorsitzender im Kreistag. Bereits vor 1933 engagierte er sich im „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold", einer paramilitärischen Gruppe der demokratischen Parteien als Gegengewicht zu den radikalen Bewegungen von links und rechts. „Am 1. August 1932 organisierte er eine der größten Kundgebungen, die es in Hofheim je gegeben hat", weiß Dieter Reuschling. ”Möglicherweise 3000 Leute demonstrierten gegen die Nazis auf dem Kellereiplatz."

Als letztere an die Macht kamen, ging Peter Nida in den Untergrund und schloss sich einer Gruppe an, die ein Verteilernetz für verbotene Zeitungen aufbaute. Doch die Gestapo kam dem Ring auf die Schliche. „Über 100 Personen aus der Region wurden in den Jahren 1936 und '37 verurteilt, darunter auch Peter Nida", erläutert der Hobby-Historiker.

„Es ist heute unbekannt, wie viele Menschen zu der Gruppe gehörten", sagt Reuschling. „Aber es müssen wohl eine ganze Reihe gewesen sein." Doch auch aus anderen Ecken formierte sich Widerstand: Mitglieder der verbotenen Kommunistischen Partei Deutschlands/KPD verteilten im Main-Taunus-Kreis Flugblätter. Und auch die Kirchen wehrten sich gegen die Politik der Nazis. Der evangelische Hofheimer Pfarrer Alfred Nixdorff wurde etwa zu einem Verfechter der „Bekennenden Kirche", der viele Konflikte mit den Nazis auszutragen hatte. Letztere lösten das Problem auf „elegante" Weise: Sie zogen Pfarrer Nixdorff 1938 zum Militärdienst ein.

Dieter Reuschling, selbst jahrelang für die SPD im Kreistag, war vor einigen Jahren mehr oder weniger zufällig auf das Schicksal von Widerstandskämpfer Peter Nida gestoßen. Das Thema faszinierte ihn und er begann nachzuforschen. „Als Demokraten dürfen wir niemals vergessen", ist er überzeugt.

Peter Nida kam l945 in Dachau ums Leben.

Frankfurter Rundschau - 23.5.09 - mit freundlicher Erlaubnis der FR

60 Jahre Grundgesetz - aber die Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime sind vergessen.
Das ist wirklich traurig.
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Lesen Sie auch über das Reichsbanner Schwarz-Rot- Gold. Studieren Sie die Namen von prominenten Mitgliedern - Sie werden manchen kennen.
Auch das Deutsche Historische Museum in Berlin berichtet.

Bitte beachten Sie auch den ausführlichen Bericht über Peter Nida und den politischen Widerstand im Main-Taunus-Kreis. Hier...