Kämpfe am Kapellenberg
Hofheim: Siedlung stammt schon aus der Steinzeit / Tag der offenen Grabung

Auf den ersten Blick sind es nur kleine Scherben - doch das, was Studenten der Mainzer Universität auf dem Kapellenberg ausgegraben haben, hilft Archäologen, einen aufschlußreichen Blick in die Vergangenheit zu werfen. „Es steht mittlerweile fest, daß die Wallanlage, deren Reste hier noch heute zu sehen sind, nicht aus dem Mittelalter stammt und auch nicht von den Kelten errichtet wurde. Die Funde beweisen vielmehr, daß es hier eine jungsteinzeitliche Siedlung gab", erklärt die Archäologin Nadine Richter, die den Kapellenberg im Rahmen ihrer Doktorarbeit gründlich untersucht und den größten Teil der Wallanlage neu vermessen und kartiert hat.

Bei ihren Grabungen stießen die Mainzer Wissenschaftler auf Reste von Vorratsgefäßen, Bechern, Messerklingen, Beilen und Backtellern, die etwa 6000 Jahre alt sind. Es handelt sich um Zeugnisse der so genannten Michelsberger Kultur, die den Forschern noch einige Rätsel aufgibt.

Denn die Zahl der entsprechenden Fundstellen in Deutschland ist überschaubar. Und die Siedlung auf dem Kapellenberg stellt im Vergleich zu dem, was bisher bekannt ist, eine Ausnahme dar. „Üblicherweise waren die Siedlungen der Michelsberger Kultur (mehr...) um die 20 Hektar groß. Das Gelände, um das es in Hofheim geht, hatte eine Fläche von 46 Hektar", so Nadine Richter. Neben Scherben wurde auf dem Kapellenberg auch ein Haus aus dieser Zeit nachgewiesen. Spuren des Fundaments fanden sich unter einem Grabhügel aus der Zeit der Schnurkeramik (ca. 2800-2200 v. Chr.). Nur sieben solcher Häuser wurden in Deutschland bisher entdeckt. Das zeige, daß der Kapellenberg nicht nur für kurze Zeit besiedelt war.Kämpfe - 180px-Tulpenbecher-Michelsberg

Die Archäologen haben auffallend viele Pfeilspitzen gefunden

Außer der Wallanlage selbst, die in mehreren Bauabschnitten erweitert und verstärkt wurde, gibt es noch einen weiteren Hinweis darauf, daß die Siedler auf dem Kapellenberg sich offensichtlich immer wieder gegen Angreifer zur Wehr setzten mußten. Zur Ausbeute der Archäologen gehört auch „eine auffallend große Zahl von Pfeilspitzen", wie Nadine Richter feststellt.

Die Forscherin kann sich gut vorstellen, daß einige der Hofheimer Funde künftig im Stadtmuseum präsentiert werden. Das wünscht sich auch der Fraktionsvorsitzende der Hofheimer CDU, Michael Henninger: „Die Leute sollen wissen, wie es hier früher ausgesehen haben könnte". Bevor die Grabungsstelle am nördlichen Wall am Donnerstag wieder zugeschüttet wird, kann sie morgen noch einmal besichtigt werden. Beim Tag der offenen Grabung gibt es die Gelegenheit, den Wall im Querschnitt zu betrachten. jöh

Frankfurter Rundschau - 11.9.09 - mit freundlicher Erlaubnis der FR

Steinzeitliche Siedlung
Hofheim: Grabung am Kapellenberg geht weiter

Schon in der Steinzeit war der Hofheimer Kapellenberg bewohnt. Was die Archäologen nach ihren Ausgrabungen in den vergangenen beiden Jahren bereits vermutet haben, ist jetzt wissenschaftlich verbrieft.

Die C14-Datierung, auch Radiokarbonmethode genannt, habe bestätigt, daß die Siedlung 6000 Jahre alt sei, schreibt das Römisch-Germanische Zentralmuseum in einer Pressemitteilung: „Damit ist der Kapellenberg in Deutschland eine der wenigen steinzeitlichen Siedlungen mit sichtbar erhaltener Befestigungsanlage." Reste steinzeitlicher Häuser sind nicht erhalten. Die Mainzer Forscher fanden jedoch heraus, daß am Rand der Siedlung zunächst eine Palisade stand. Sie brannte vor etwa 4000 Jahren ab. An ihrer Stelle wurde etwa anderthalb Jahrhunderte später ein Wall errichtet. Die Archäologen haben in Hofheim etwa Reste von Vorratsgefäßen, Bechern, Messerklingen, Beilen und Backtellern ausgegraben. Sie stammen aus der Michelsberger Kultur, die etwa von 4400 bis 3500 vor unserer Zeitrechnung dauerte.

In den kommenden Jahren werde das Gelände weiter untersucht, teilt das Römisch-Germanische Zentralmuseum mit. Im vorigen Jahr kosteten die Grabungen knapp 19.000 Euro, die Stadt unterstützt das Projekt. Bhe

Frankfurter Rundschau - 23.1.10 - mit freundlicher Erlaubnis der FR