Keltenspiegel und Haifischzähne
Hochheim: Heimatmuseum soll Mitte des Jahres im Alten Rathaus wiedereröffnet werden

Von Andrea Rost

Jahrelang ruhten die Umzugskisten im Keller. Steinzeitliche Beile, Armreifen und Schalen aus der Bronzezeit, Scherben römischer Tonkrüge und keltische Schüsseln hatte eine Umzugsfirma fachgerecht verpackt. 2006 mußte das Heimatmuseum im Hochheimer Hof schließen. Das Gebäudeensemble in der Altstadt hatte einen neuen Besitzer bekommen. Ein Restaurant mit Veranstaltungssälen ist jetzt dort untergebracht. Platz für die historische Ausstellung gibt es keinen mehr.

Die Stadt wird Teile ihrer 1100 Exponate umfassende Sammlung dennoch bald wieder der Öffentlichkeit präsentieren. Das Hochheimer Heimatmuseum soll Mitte des Jahres im Erdgeschoß des alten Rathauses wiedereröffnet werden; im Haus der Vereine wird mit Unterstützung des Landes Hessen das neue Weinbaumuseum eingerichtet.

„Da steckt enorm viel Arbeit und ehrenamtliches Engagement drin", sagt Bürgermeisterin Angelika Munck (FWG). Schon vor Monaten hat die fünfköpfige Museumskommission begonnen, sämtliche Ausstellungsstücke nach dem Umzug sorgfältig wieder auszupacken und neu zu katalogisieren. Jedes Exponat hat ein eigenes Blatt mit Bild und Informationstext bekommen. Der erste Raum ist bereits fertig eingeräumt, in den Vitrinen liegen Funde aus der Urzeit bis zur Zeit der Römer. Darunter befinden sich das riesige Gebiß eines Wollhaarnashorns aus der Hessenaue, Haifischzähne und Teile einer römischen Wasserleitung. Besonders stolz sind die Hobbyhistoriker auf den bronzenen Keltenspiegel, der 1932 bei Rodungsarbeiten in einem Weingarten ausgegraben wurde. Ihn gibt es im Museum allerdings nur in Kopie zu sehen. Das wertvolle Original liegt in einem städtischen Tresor.Keltenspiegel

Nach und nach sollen alle fünf Ausstellungsräume im Alten Rathaus eingerichtet werden. Bis zur Neuzeit wird sich der historische Bogen spannen. Neueste Errungenschaft für die Ausstellung ist der Einweihungsschlüssel der evangelischen Kirche aus dem Jahr 1849. Er ruht auf einem roten Samtkissen, das einst drei Gulden kostete, wie die Originalrechnung verrät.

Suche nach Räumen

Die weitaus meisten Städte und Gemeinden im Kreis haben ein eigenes Museum, in dem die lokale Geschichte nachgezeichnet wird. Weithin bekannt sind das Hofheimer Stadtmuseum und das Burgmuseum Eppstein. Mancherorts stellen sich dem Projekt Heimatmuseum allerdings auch ungeahnte Hindernisse in den Weg. So in Schwalbach, wo es nach wie vor keine Räume dafür gibt, oder in Hattersheim. Auch dort weiß der Geschichtsverein nicht, wo er die wertvollen Keltenfunde und die Exponate zur Geschichte der Firma Sarotti der Öffentlichkeit präsentieren soll.

Auch den Kiefer eines Wollhaarnashorns gibt es zu sehen. Bild: M. Müller

Frankfurter Rundschau - 23.1.10 - mit freundlicher Erlaubnis der FR