Ein Ort für den kurzen Prozeß
Richtstätte im Mittelalter

Von Annette Friauf

Gerichte waren im Mittelalter bekanntlich nicht zimperlich. Wer eine unehrenhafte Strafe verdiente, wurde gestäupt, bekam die Ohren abgeschnitten, Finger abgehackt oder wurde gleich gehängt, gerädert oder lebendig begraben. Der Eppsteiner Burgherr garantierte dafür, daß Verbrechen, die im seinem Rechtsbezirk verübt wurden, auch dort gesühnt wurden. So war es noch bis ins 17. Jahrhundert hinein üblich.

Das Landgericht Häusel war ein solcher Rechtsbezirk, der aus 21 Dörfern und Höfen zwischen Unterliederbach und Hornau bestand. Der Eppsteiner Stadtarchivar Bertold Picard kennt die Historie: „Zwölf Schöffen aus den beteiligten Orten und als Richter der Eppsteiner Schultheiß" hielten seit dem späten 16. Jahrhundert Gericht.

Im Mittelalter hatte es unter einer Linde getagt, die unterhalb der heutigen Villa Paderstein stand. Später wurde im Rathaus verhandelt. Gefangene wurden im Verlies des Bergfrieds der Burg eingekerkert.

Die Richtstätte lag nahe der Fernstraße Krifteler Weg. Ungefähr dahinter, wo sie den Weg von Vockenhausen nach Bremthal kreuzte. Scharfrichter aus den umliegenden Städten wurden bestellt, wenn gefoltert oder exekutiert werden sollte. Im Jahr 1687 fand die letzte Hinrichtung statt. Später griffen Jurisprudenz und Rechtspflege zu disziplinierteren Methoden.

In der Nähe der früheren Richtstätte steht oberhalb des Bündelbergs ein barockes Wegkreuz am Waldrand. Es will Vorübergehende erinnern, daß auf Erden alles vergänglich ist. Das Kind des Stifterpaares war der geadelte Jurist Johann Adam Freiherr von Ickstadt.

Eppstein feiert in diesem Jahr 775 Jahre Hof Häusel sowie das Bestehen der drei Stadtteile Ehlhalten, Niederjosbach und Vockenhausen. Als „husenlin" wird das Gehöft 1233 in einem Steuerverzeichnis der Pfarrei Schloßborn erstmals urkundlich erwähnt - ebenso wie die heutigen Stadtteile. Huso und Husilo meint kleines Haus. Der Hof im Winkel zwischen Datten- und Daisbach war einst eine selbstständige Kommune mit eigener Gemarkung und eben Mittelpunkt eines Landgerichts. Seit 1816 zählt Hof Häusel zu Vockenhausen.

Auch die beiden unterhalb der Villa Paderstein liegenden Anwesen atmen Geschichte. Dort hatte das Mainzer St. Stephansstift im 11. Jahrhundert, als der Taunus kolonisiert wurde, einen Hof angelegt. Er gehörte zeitweise den Herren von Eppstein, dann den hessischen Landgrafen.

Von 1880 bis 1918 beherbergten beide Höfe eine Gastwirtschaft.

Frankfurter Rundschau – 1.4.08 - mit freundlicher Erlaubnis der FR