Mauern erzählen
Hofheim: Historiker rekonstruieren die Entstehung der Kellerei / Anfänge im Mittelalter

Von Andrea Rost

Adam Müller kann es kaum fassen, daß der Fußboden im Saal unterm Dach des Kellereigebäudes bis zuletzt der Last standhielt, selbst wenn 100 Leute dort tanzten. „Rechnerisch hätte das längst alles zusammenkrachen müssen", sagt der Architekt, der sich seit 2007 um die Sanierung der Hofheimer Kellerei kümmert. Morsches, von Pilzen und Schädlingen zerfressenes Holz, wegbröselndes Gebälk - den Handwerkern bot sich ein elendes Bild, als sie den Dachstuhl öffneten.

Wer heute die enge Wendeltreppe nach oben steigt, merkt kaum noch etwas vom ehemals schlechten Zustand des Gebäudes. Allenfalls an den vielen geflickten und angestückelten Balken- und Deckenkonstruktionen wird deutlich: Hier wurde Altes mit Neuem verbunden. „Mit großem fachlichen und finanziellen Aufwand" wie Planungsdezernent Wolfgang Winckler (SPD) betont. Und unter ständiger Beobachtung des Denkmalschutzes, der, spätestens seitdem klar ist, daß Teile der Hofheimer Kellerei vermutlich aus dem Spätmittelalter stammen, ein gewichtiges Wort mitzureden hat.

Die mühsame Rekonstruktion des maroden Daches hat einen Gutteil der Mehrkosten verursacht, die die Stadt für die Sanierung des Kellereigebäudes schultern muß. Von ursprünglich 2,5 Millionen stieg der finanzielle Aufwand auf fast vier Millionen Euro. Im Juli 2010 sollen die Arbeiten endgültig abgeschlossen sein; dann können die Hofheimer Vereine wieder einziehen, und auch die Senioren- und Nachbarschaftshilfe wird im Kellereigebäude unterkommen.

Momentan präsentiert sich das Kellereigebäude innen als Rohbau. Mauerwerk und Decken sind freigelegt und bieten Bauhistorikern letztmalig die Chance, die einzelnen Bauabschnitte der Hofheimer Kellerei zu dokumentieren, ehe sie wieder unter Putz verschwinden. Hans-Hermann Reck hat diese Arbeiten in den letzten Monaten im Auftrag des Landesamtes für Denkmalpflege erledigt. Recht schnell wurde dabei klar: Das imposante Gebäude in der Hofheimer Stadtmitte muß weit älter sein, als ursprünglich angenommen. Nicht erst 1720, wie eine Sandsteintafel am Eingang vermuten läßt, sondern bereits 1687 sei die Kellerei, wie sie sich heute präsentiert, errichtet worden, sagt Reck. Allerdings war auch das nicht der erste Bau an dieser Stelle. Vielmehr, so vermuten Denkmalschützer und Stadthistoriker mittlerweile, stammten die ältesten Teile aus dem 15. Jahrhundert, verfielen im 30jährigen Krieg zur Ruine und wurden anschließend wieder aufgebaut. Die für das Mittelalter typischen Schlüsselschießscharten im Turm würden darauf hindeuten, sagt Reck; ebenso ein kleines Fenster, das neben dem Eingang entdeckt wurde.

Zusammen mit dem Hofheimer Wasserschloß bildete das Kellereigebäude lange Zeit ein Ensemble. Die Gebäude seien wechselweise zum Wohnen, als Stallungen und Lager genutzt worden, sagt Reck. Urkundlich verbrieft ist, daß das Kellereigebäude im 18. Jahrhundert Amtssitz des Mainzer Kurfürsten war und als Jagdschloß diente. 1875 wurde das Gebäude zur Schule umgebaut. Zwei große Lernsäle waren damals im Erdgeschoß und im ersten Stock untergebracht.

SANIERUNG

Seit 2007 wird das historische Kellereigebäude am Rande der Hofheimer Altstadt saniert.

Knapp vier Millionen Euro nimmt die Stadt dafür in die Hand. Ursprünglich wurde mit Kosten in Höhe von 2,5 Millionen Euro kalkuliert.

Im Juli 2010 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Dann können die Vereine die neuen Räume beziehen.

Seit Mitte der 1970er Jahre war das Kellereigebäude bereits Haus der Vereine. Davor wurde es als Schulgebäude genutzt; auch die Verwaltung war eine Zeit lang darin untergebracht, aro

Frankfurter Rundschau - 28.11.09 - mit freundlicher Erlaubnis der FR