Heimatsuche für ein Museum
Schwalbach: Verein will alte Schule für Ausstellung nutzen / Politiker sind uneins

Von Andrea Rost

Schwalbach hat kein Heimatmuseum. Richard Peters ist das seit Jahren ein Dorn im Auge. „Wir haben eine ganze Reihe interessanter historischer Gegenstände, die wir ausstellen könnten", sagt der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins und nennt als Beispiele Töpfe und Münzen der Römer, zahlreiche alte Fotografien, aber auch Modelle einer römischen Villa Rustica und der Burg Schwalbach aus dem 13. Jahrhundert. Die wertvollen Zeugen der Vergangenheit lagern in Kellern und Dachböden, denn bislang ist es dem 30 Mitglieder zählenden Verein nicht gelungen, Räume zu bekommen, um sie dauerhaft der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Dabei hatte Richard Peters bereits 2001 eine, wie er findet, wunderbare Idee. Beim Bürgermeister sei er damals vorstellig geworden, erinnert sich der 82-Jährige. „Ich habe vorgeschlagen, das alte Schulhaus in der Hauptstraße als Museum zu nutzen." Lediglich für die Renovierung des kleinen Fachwerkhauses aus dem späten 18. Jahrhundert sollte die Stadt aufkommen. Um Aufbau und Unterhaltung des Museums wollten sich die Vereinsmitglieder kümmern.

Die Alte Schule Schwalbach

Die alte Schule in der Hauptstraße muß saniert werden.

Peters hat es bis heute nicht geschafft, seine Idee in die Tat umzusetzen. Er habe Gespräche mit allen Fraktionen geführt, erzählt er. Im Bürgermeister-Wahlkampf sei das Museum ein Thema gewesen. Christiane Augsburger (SPD), die seit Juni Chefin im Rathaus ist, habe sich dafür ausgesprochen. Dagegen plädiert Claudia Eschborn von der CDU, deren Partei im Parlament zusammen mit den Grünen die Mehrheit hat. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft, die das denkmalgeschützte Schulhaus sowie weitere Gebäude auf dem ehemaligen Hofreitengrundstück besitzt, wollte es schon vor geraumer Zeit für 200 000 Euro verkaufen, fand jedoch keinen Abnehmer. Für Wohnbauzwecke eigne sich das Haus auch nicht, ist Peters überzeugt. „Dafür sind die alten Türstürze viel zu niedrig."

Koalition fordert neues Konzept

Demnächst rückt das alte Schulgebäude erneut in den kommunalpolitischen Fokus. CDU und Grüne haben den Antrag gestellt, ein städtebauliches Konzept für die Liegenschaften Hauptstraße 2 bis 8 zu entwickeln. Dabei sollen die Planer verschiedene Nutzungsalternativen aufzeigen. Bürgermeisterin Christiane Augsburger, die sich nach wie vor vorstellen kann, daß die Stadt ein Museum im alten Schulhaus einrichtet, findet das gut. „Wir sollten ergebnisoffen über die Sache diskutieren", fordert sie.

Frankfurter Rundschau – 8.8.08 - mit freundlicher Erlaubnis der FR

Nachtrag:

Neue Pläne für die Alte Schule

Schwalbach: Architekt präsentiert Konzept

Richard Peters schlägt Alarm. In einem Brief an Bürgermeisterin Christiane Augsburger (SPD) weist der Vorsitzende des Heimatvereins auf den desolaten Zustand des Alten Schulhauses in der vorderen Hauptstraße hin. Die Fenster im Obergeschoß des Fachwerkhauses stünden offen, Regen könne ungehindert eindringen. Der Eingang sei gewaltsam zerstört. Peters hat den Eigentümer der Immobilie, die städtische Wohnungsbaugesellschaft, in Verdacht, das marode Gebäude loswerden zu wollen: „Man kann den Eindruck haben, es sei gewollt, daß es irgendwann zusammenbricht." Peters Plan, ein Heimatmuseum in der Alten Schule einzurichten, wäre dann endgültig zunichte gemacht.

Bürgermeisterin Christiane Augsburger (SPD), Aufsichtsratsvorsitzende der Wohnungsbau, will sich dafür einsetzen, daß es soweit nicht kommt. Am Donnerstagabend hat sie den Schwalbacher Parlamentariern die Vorstudie für ein Nutzungskonzept der Hausgruppe Hauptstraße 2 bis 8 auf den Tisch gelegt. Der Darmstädter Architekt Bernhard Noll durchleuchtet darin die Bausubstanz der denkmalgeschützten Gesamtanlage mit Vierseithof, Scheune und Schulgebäude in der vorderen Hauptstraße und schlägt vor, die maroden Gebäude zu entkernen und zu Wohnzwecken umzubauen. „Wie es wirklich weitergeht, entscheidet das Parlament", sagt Christiane Augsburger. Demnächst will sie die Fraktionsvorsitzenden an einen Tisch holen und mit ihnen das weitere Vorgehen besprechen. Erhalten bleiben solle das Alte Schulgebäude auf jeden Fall. „Es ist ein bedeutendes Gebäude für Schwalbach."        Aro

Frankfurter Rundschau - 27.2.09 - mit freundlicher Erlaubnis der FR

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