Durchdachtes Konzept für ein Museum, das es noch nicht gibt

Schwalbach. Wie schon bei den Haushaltsberatungen, so hat sich auch in der jüngsten Haupt- und Finanzausschuß-Sitzung (HFA) gezeigt, dass die schwarz-grüne Mehrheitskoalition derzeit nicht gewillt ist, Geld in den Aufbau eines Stadt- und Heimatmuseums zu investieren (das Höchster Kreisblatt berichtete). Der Arbeitskreis „Heimat- und Geschichte“ möchte ein solches Museum mit viel Eigenleistung im historischen, denkmalgeschützten Schulhaus von 1792 in der Hauptstraße einrichten und ehrenamtlich führen. Die Heimatforscher um ihren Sprecher Richard Peters werden parlamentarisch in erster Linie von der UL unterstützt. Einer der Knackpunkte: Das Schulhaus, das der städtischen Wohnungsbaugesellschaft gehört, gammelt derzeit ungenutzt vor sich hin und müßte zuvor eingehend saniert werden. Die UL hat im HFA jetzt zumindest durchsetzen können, dass geprüft wird, wie hoch die Kosten dafür ausfallen würden und unter welchen Bedingungen ein Pachtvertrag mit dem Arbeitskreis für das Museum zustande kommen könnte.

Der Arbeitskreis war zuvor nicht untätig und hat bereits eine Konzeption für das Museum erstellt. Unter dem Motto vom „Schulhaus zum Stadtmuseum“ soll die Realisierung vorangetrieben werden. Sobald geklärt ist, ob das Gebäude genutzt werden kann, ist beabsichtigt, einen Förderverein zu gründen, der sich dann zunächst auch mit Fragen der Sanierung und Finanzierung beschäftigen müßte und in enger Kooperation mit Stadtarchivar Dieter Farnung die ehrenamtliche Betreuung des Projektes übernehmen würde. Am Satzungsentwurf für den Verein wird schon – ungeachtet des derzeitigen politischen Gegenwindes – gearbeitet.

Die Hobbyhistoriker sind überzeugt, dass die Mindestanforderungen des Hessischen Museumsverbandes durch ein Schwalbacher Stadtmuseum erfüllt werden könnten. An geeigneten Exponaten fehlt es keineswegs. Als Grundstock der geplanten Ausstellung sind laut Arbeitskreis die Bestände des Stadtarchivs bestens geeignet, da dieses über einen reichen Schatz an historischen Fundstücken, Dokumenten, Chroniken, Fotos und Karten aus der mehr als 1200-jährigen Geschichte Schwalbachs verfüge, die zudem gut sortiert und gepflegt seien. Ergänzt werden könne dieser Fundus durch Materialien aus den Archiven der Kirchen und Vereine sowie durch Erinnerungsstücke aus privaten Sammlungen.

„Dies alles soll – nicht nur zu besonderen Anlässen – der Schwalbacher Bevölkerung und insbesondere der nachfolgenden jungen Generation zugänglich gemacht werden. Die Vergangenheit soll wieder lebendig und erfahrbar gemacht werden“, heißt es in dem Konzept-Papier zum Museumszweck. Thematisch setzt das Museumskonzept vier Schwerpunkte, in denen sich „die Geschichte und Gegenwart des früheren Dorfes und der Stadt widerspiegeln“ sollen. Das Sammeln, Forschen und Ausstellen soll demnach auf die großen Rubriken „Schwalbacher Frühgeschichte“, „Vom Dorf zur Stadt“, „Kirchen-, Schul- und Vereinsgeschichte“ sowie „Migrationsgeschichte“ konzentriert werden. Dabei hat der Arbeitskreis erstaunlich konkret aufgelistet, welche Gegenstände oder Dokumentationen sich unter diesen Vorzeichen zur Präsentation anbieten oder vorhanden sind.

Der Arbeitskreis hebt insbesondere das Bildungspotential für die Schwalbacher Schüler durch ein Museum hervor. Dass auch kleine Museen darüber hinaus touristische Attraktionen sind, die Ausflügler anziehen, die dann auch in der Stadt Restaurants, Hotels oder Geschäfte besuchen, sei ein anerkannter, oft beobachteter Effekt. (ku)

Höchster Kreisblatt - 15.2.07 - mit freundlicher Erlaubnis des HK