Ein Haus für die Schätze der Stadt
Hattersheim: Der Geschichtsverein drängt auf eine Lösung der Museums-Frage

Von Gesa Fritz

Wilhelm Britsch träumt von einem echten Publikumsmagneten für Hattersheim. Der Vorsitzende des Hattersheimer Geschichtsvereins will ein modernes Museum aufbauen. Ein Haus, das mit den klassischen Heimatstuben, wie sie viele Städte unterhalten, nichts gemein hat. Vor allem mit dem klangvollen Namen Sarotti und den geschichtsträchtigen Funden aus der Keltenzeit sollen Besucher aus der weiteren Umgebung angelockt werden.

Natürlich soll das Museum interaktiv sein, es soll eine Experimentierwerkstatt beherbergen, Raum für Sonderausstellungen bieten, Kinderführungen, ein Bistro und einen Museums-Shop. Als Krönung könnte um das Gebäude herum die 60 Jahre alte Betriebslok der ehemaligen Phrix Papier- und Zellulosefabrik auf vereinseigenen Gleisen ihre Kreise ziehen.

Britschs Träume fußen auf einem ganz konkreten Konzept, das der rund 100 Mitglieder zählende Geschichtsverein ausgearbeitet hat. Sogar Geld hat er im Gepäck - der Verein hat eine Erbschaft erhalten. Spätestens seit vor acht Jahren die Ausstellungsräume im Nassauer Hof geräumt werden mußten, schmieden die Hattersheimer Pläne für das neue Museum. Und seitdem erhält Britsch positive Signale aus dem Rathaus.Ein Haus für..

Bürgermeister Hans Franssen (SPD) will noch in seinem letzten Amtsjahr die entscheidenden Weichen für die Realisierung des neuen Aushängeschilde s der Mainstadt stellen. „Wir stehen in der Verpflichtung, Räumlichkeiten für ein Museum zur Verfügung zu stellen", sagt Franssen jetzt. Er will dafür im Haushalt 2010, den er nächste Woche vorstellt, einen deutlichen Betrag bereit stellen. In welcher Höhe wollte er diese Woche noch nicht konkretisieren. Die Stadtverordnetenversammlung müßte für das Projekt endlich Farbe bekennen, sagt Franssen.

In der Urbansmühle wäre Raum für ein modernes, interaktives Museum

Für Britsch kein Anlaß, die Sektkorken knallen zu lassen. „Das habe ich in den letzten Jahren einfach schon zu oft gehört", sagt Britsch. Leider ohne daß wirklich etwas passiert wäre. „Ich fühle mich langsam vom Bürgermeister veräppelt", sagt Britsch.

Für das Museum waren schon verschiedene Varianten im Spiel. Einmal hieß es, die Schätze der Stadt könnten auf das Nestle-Gelände in ein ehemaliges Sarotti-Werkstattgebäude. Die Pläne zerschlugen sich, das Gebäude steht nicht mehr.

Jetzt ist die denkmalgeschützte Urbansmühle als Museums-Quartier im Gespräch. Eine Möglichkeit, die Britsch begrüßen würde. Im Raum steht auch die Überlegung, dem Geschichtsverein Räume in einem neuen Rathaus zu geben. Für Britsch indiskutabel, dann würde es doch auf Heimatstuben hinauslaufen.

Wilhelm Britsch bleibt nur die Hoffnung, daß auf schöne Worte jetzt doch noch Fakten folgen. Einstweilen schlummern die vielfältigen Dokumente und Exponate der Hattersheimer Geschichte für die Öffentlichkeit unsichtbar in verschiedenen Gebäuden aufs Hattersheimer Stadtgebiet verteilt.

Frankfurter Rundschau – 12.12.09 - mit freundlicher Erlaubnis der FR

Chance fürs Museum
Hattersheim: Nestle will Gebäude verschenken

Ein vorgezogenes Osterpräsent gibt es von Nestle für Hattersheim: Das Unternehmen will der Stadt das Werkstattgebäude auf dem ehemaligen Sarotti-Gelände schenken. Dort könnte der Geschichtsverein sein Heimatmuseum eröffnen. Vor Übergabe würde Nestle das denkmalgeschützte Gebäude sogar renovieren.

In der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag wurde das Angebot von allen Parteien freudig begrüßt. „Wir sind eine der wenigen Städte im Kreis ohne Heimatmuseum und wir stehen beim Geschichtsverein in der Pflicht", sagte Philipp Neuhaus (SPD). Das Museum könnte zum Mittelpunkt eines neuen Wohngebietes am Hessendamm werden.

Mit dem Geschenk zeichnet sich das glückliche Ende einer jahrelangen Suche nach einem Standort für das Museum ab. Vor acht Jahren mußte der Verein seine Ausstellungsräume im Nassauer Hof räumen. Seitdem sind die Exponate für die Öffentlichkeit unsichtbar in verschiedenen Gebäuden im Hattersheimer Stadtgebiet untergebracht. Immer wieder waren neue Standorte im Gespräch, die dann aber stets verworfen wurden.

Kosten durchrechnen

Dennoch wollen die Stadtverordneten dem geschenkten Gaul ins Maul schauen. Die Kosten für Aufbau und Unterhalt des Museums müßten vor dem Hintergrund der schwierigen Haushaltslage genau durchgerechnet werden, da waren sich alle einig. Jetzt sollen gemeinsam mit dem Geschichtsverein möglichst schnell die Kosten kalkuliert werden, dann wird über die Schenkung entschieden.

„Jetzt oder nie", sagte Wilhelm Britsch, Vorsitzender des Geschichtsvereins. Zwar wäre das Gebäude kleiner als ursprünglich erhofft. Die Ausstellung müßte sich mehr auf Schwerpunkte konzentrieren, dennoch plant er weiter ein modernes, interaktives Haus und ist optimistisch, daß es sich realisieren läßt. Gf

Frankfurter Rundschau - 27.3.10 - mit freundlicher Erlaubnis der FR

Mäzen fürs Museum
Hattersheim: Unternehmer sagt Geld zu

Von Gesa Fritz

Das Jahr 2010 entwickelt sich zum Glücksjahr für den Hattersheimer Geschichtsverein. Wie die Stadt gestern bekanntgab, hat sich ein Unternehmer gefunden, der das vom Geschichtsverein geplante Heimatmuseum finanziell unterstützen will. Der Mäzen will noch anonym bleiben.- „Wenn es Ihnen hilft, das Stadtmuseum zu realisieren, bieten wir Ihnen gerne eine Starthilfe und eine Beteiligung an den laufenden Kosten für die nächsten zehn Jahre", soll der Hattersheimer Unternehmer nach Angaben der Stadt formuliert haben. Sein finanzielles Engagement soll er damit begründet haben, daß sein Unternehmen sich mit Hattersheim tief verbunden fühle.

Beim ersten Vorsitzenden des Geschichtsvereins Wilhelm Britsch war die Freude groß. „Das ist eine einmalige Chance, in Hattersheim ein modernes Museum zu realisieren." Vor acht Jahren mußte der Verein seine Ausstellungsräume im Nassauer Hof räumen. Seitdem sucht er fieberhaft nach einem Gebäude für ein neues Museum. Immer wieder waren neue Standorte im Gespräch, die dann aber wieder verworfen wurden. Die Exponate sind seitdem im Hattersheimer Stadtgebiet untergebracht.

Erst vor wenigen Wochen gab es schon einmal eine überraschende Wende in Sachen Museum: Nestle hat der Mainstadt das Werkstattgebäude auf dem ehemaligen Sarotti-Gelände als Geschenk angeboten. Das Unternehmen würde das denkmalgeschützte Gebäude sogar renoviert übergeben.

Geschichtsverein arbeitet schon am Konzept für den neuen Standort

Damit wäre dann endlich ein Standort für das neue Heimatmuseum gefunden. In einer Stadtverordnetenversammlung im März begrüßten alle Parteien das Angebot. Sorgen gab es angesichts leerer Haushaltskassen im Hinblick auf die Finanzierung. Neben dem Geld des Mäzens kann der Geschichtsverein selbst mit einer sechsstelligen Summe zur Realisierung des Museumsprojektes beitragen.

In der Jahreshauptversammlung am Mittwoch wurde bereits ein Konzept für ein Stadtmuseum im ehemaligen Werkstattgebäude skizziert. Im Ostteil des gelben Gebäudes hätte dann der Erfinder Anton Flettner seinen Platz. Der Westteil würde laut Entwurf den Keltenfunden gewidmet. Im Mittelbau würden dann neben einer Cafeteria die anderen historischen Exponate Raum finden.

Bis Ende Mai soll das Konzept im Detail ausgearbeitet und dann dem Magistrat vorgestellt werden.

Frankfurter Rundschau - 17.4.10 - mit freundlicher Erlaubnis der FR

Magistrat wirbt fürs Museum
Hattersheim: Im Sarotti-Werkstattgebäude soll die Stadtgeschichte präsentiert werden

Von Barbara Helfrich

Die Kelten, Sarotti und Anton Flettner - darum soll es im Hattersheimer Stadtmuseum vor allem gehen. Vor- und Frühgeschichtliches, die Historie der Schokoladenproduktion und die Ideen des Hattersheimer Erfinders könnten im Werkstattgebäude auf dem Sarotti-Gelände ihren Platz finden, falls das Stadtparlament in der nächsten Woche grünes Licht für das Projekt gibt.

Die Firma Nestle hat der Stadt das ehemalige Werkstattgebäude der Stadt nebst einer Fläche von 2670 Quadratmetern als Geschenk angeboten. Die Renovierung des 1924 erbauten, denkmalgeschützten Gebäudes übernimmt ebenfalls der Konzern.

Unternehmer-Paar spendet

Einen Beitrag zum Stadtmuseum wollen auch Renate und Hans-Jürgen Hilscher leisten. Das Ehepaar betreibt ein weltweit agierendes Unternehmen für Kommunikationstechnik mit Hauptsitz in Okriftel. Die Sponsoren geben 10 000 Euro für den Aufbau des Museums und haben außerdem einen Zuschuß zu den laufenden Kosten zugesagt: 120 000 Euro für die nächsten zehn Jahre. Ihre Eltern hätten bei Sarotti und in der Phrix-Fabrik gearbeitet, begründen die gebürtigen Hattersheimer ihre Spende für das Stadtmuseum. Sie wollten sich ihrer Heimatstadt gegenüber „dankbar zeigen". Der Hattersheimer Geschichtsverein verfügt zudem über ein zweckgebundenes Vermächtnis in Höhe von 150 000 Euro, das er in das Museum investieren will.

Was müßte die Stadt Hattersheim für das neue Museum zahlen? „Der städtische Anteil an der Investition für die Einrichtung des Museums und die Dauerausstellung wird auf eine eventuelle Bürgschaft für eine Kreditaufnahme von 50000 Euro begrenzt", heißt es dazu in der Vorlage, über die das Stadtparlament entscheiden soll. „Der Zuschuß zu den Folgekosten wird auf 25 000 Euro jährlich begrenzt."

Die Verwaltung hat auch den Alternativ-Vorschlag geprüft, in dem Werkstattgebäude eine Kindertagesstätte einzurichten. Dies sei jedoch „nicht zu empfehlen", so das Fazit. Um sechs Betreuungsgruppen unterzubringen sei das Gebäude zu klein, der Grundriß zudem ungeeignet.

Vom Denkmalschutz liege „eine kritische Stellungnahme" zu der Idee vor. Das Werkstattgebäude in eine Kita umzubauen wäre nicht billiger, als eine Betreuungseinrichtung anderswo neu zu bauen, argumentiert der Magistrat. Zudem solle das denkmalgeschützte Gebäude „für die Bevölkerung und die Besucher der Stadt nach Möglichkeit sichtbar und erlebbar bleiben".

Kritik am geplanten Museum

Unumstritten ist das Museumsprojekt in Hattersheim nicht: Der ehemalige  Grünen-Stadtverordnete Chris Savage nennt es in einem Offenen Brief an Bürgermeister Hans Franssen (SPD) „eine Nummer zu groß". Er bezweifelt, daß der Geschichtsverein das Projekt   dauerhaft „stemmen" kann und befürchtet, daß das Stadtmuseum für die Stadt zu einer „Kostenfalle" werden könnte.

Frankfurter Rundschau - 8.6.10 - mit freundlicher Erlaubnis der FR