SPD möchte an NS-Opfer erinnern

Eppstein. In Hofheim wurden sie erst vor kurzem verlegt, in Eschborn und Hochheim ist es beschlossene Sache, daß man dem Hofheimer Beispiel folgen wird, und jetzt wird in Eppstein darüber diskutiert: Die SPD hat angeregt, in der Burgstadt durch die so genannten Stolpersteine an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern. Das Parlament hat über den Antrag der Genossen noch nicht beraten, zunächst sprechen in dieser Woche die Ausschüsse über das Thema.

Die Stolpersteine sind eine Idee des Kölner Künstlers Gunter Demnig. Es handelt sich um in das Straßenpflaster eingelassene Betonwürfel mit der Kantenlänge von zehn Zentimetern mit einer Messingtafel, auf der Namen und weitere Daten des Opfers festgehalten sind. Sie werden in der Regel direkt vor den früheren Wohnhäusern gesetzt. Seit 1997 wurden mehr als 13.000 Stolpersteine in über 280 Orten verlegt.

Die Eppsteiner SPD stellt sich vor, daß die Steine etwa über Patenschaften finanziert werden könnten. An den Finanzen jedenfalls braucht das Projekt nicht zu scheitern – bei der Beschlußfassung in Hochheim 2007 wurden die Kosten mit 95 Euro pro Stein angegeben. Möglicherweise wird sich die Aktion in Eppstein ohnehin auf zwei Steine beschränken. Stadtarchivar Bertold Picard jedenfalls kennt derzeit nur drei Opfer der Nationalsozialisten aus Eppstein: Paul Schiemann sowie das Ehepaar Moritz und Johanna Bäck. Picard geht davon aus, daß es keine weiteren Opfer gab – von den im Krieg gefallenen Eppsteinern abgesehen. Auch Eppsteins evangelische Pfarrerin Heike Schuffenhauer hatte vor Jahren – im Streit um das Soldatenbild in der Talkirche – erklärt, es habe keine weiteren jüdischen Einwohner gegeben.

Man könnte gegebenenfalls einen Aufruf starten, um von weiteren Opfern zu erfahren, schlägt Picard vor. Die SPD hat anderes im Sinn, sie möchte einen Historiker einschalten, um die richtigen Orte in allen Stadtteilen zu ermitteln. Möglicherweise sollte dieser Auftrag erweitert werden: In Hofheim und Hattersheim hat eine Historikerin die NS-Zeit auch mit besonderem Blick auf dieses Thema erforscht, und in beiden Städten ergab sich, daß die Zahl der Opfer höher ist als zuvor angenommen.

Die Schicksale der Bäcks und von Schiemann sind bekannt. Schiemann war bekennender Gegner der Nazis und deshalb mehrfach in Haft. Am Kriegsende befand er sich, genau wie seine Ehefrau, im Zuchthaus in Landshut. Zwar wurde er dort von amerikanischen Truppen befreit, war gesundheitlich aber in so schlechtem Zustand, daß er kurz darauf starb. Seine Ehefrau kehrte nach Eppstein zurück. Moritz Bäck, ein getaufter Jude, der in Frankfurt ein Geschäft betrieb und an der Eppsteiner Staufenstraße wohnte, wurde bei dem Versuch, nach England zu fliehen, in Polen festgenommen und in ein Lager gebracht. Die Spuren verlieren sich, aber man geht davon aus, daß er dort ums Leben gekommen ist. Von seiner Ehefrau hatte er sich vor der Flucht scheiden lassen, um sie nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Sie führte das Geschäft weiter, nahm sich dann aber in den Verkaufsräumen das Leben. (bt)

Höchster Kreisblatt - 10.06.2008  - mit freundlicher Erlaubnis des HK

In Eschborn?!
 Nur pro forma!