Gegen das Vergessen
Kriftel/Hochheim: Stolpersteine sollen an jüdische Opfer des NS-Regimes erinnern

Von Andrea Rost

Vor dem Haus in der Goethestraße 6 in Kriftel soll der Kölner Künstler Gunter Demnig Stolpersteine verlegen. Auf den kleinen Messingplatten werden die Namen von Siegfried und Emma Nassauer und deren Sohn Manfred eingraviert sein. Die drei waren Opfer des Holocaust. Die SPD hat die Verlegung der Steine in Kriftel vorgeschlagen, nun gibt es dazu einen Antrag aller Fraktionen, über den das Gemeindeparlament demnächst berät.

Gemeindearchivar Wilfried Krementz schließt aus, daß es außer der Familie Nassauer noch weitere jüdische Holocaust-Opfer in Kriftel gab. Als Basis seiner Recherchen diente ihm eine Forschungsarbeit von Rainer Taranczewski. In einer ausführlichen Dokumentation, die auch in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift des historischen Vereins Rhein-Main-Taunus „Rad und Sparren" abgedruckt ist, zeichnet Taranczewski die Geschichte der Familie Nassauer nach. Danach stammte der 1877 geborene Siegfried Nassauer aus Hattersheim, war Metzgermeister von Beruf und heiratete 1912 die Kelsterbacherin Emma Adler. Ihr gemeinsamer Sohn Manfred wurde im November 1912 geboren. In der Pogromnacht 1938 wurde er brutal zusammengeschlagen, 1942 ins Konzentrationslager Majdanek deportiert, wo er kurz darauf starb. Seine Mutter starb 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt. Siegfried Nassauer war bereits 1938 ins Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert worden, mußte im Steinbruch arbeiten und starb dort kurz darauf.

Bürger spenden Geld

Im Main-Taunus-Kreis war Hofheim bislang die einzige Stadt, in der Stolpersteine verlegt wurden. Nun soll neben Kriftel bald auch in Hochheim der jüdischen Opfer des NS-Regimes gedacht werden. 4000 Euro hätten Bürger für die Aktion schon gespendet, teilt die Arbeitsgruppe Stolpersteine mit. Unterstützt wird das Vorhaben von Parlament und Magistrat. Für Mai 2010 ist die Verlegung geplant. In den Bürgersteig eingelassen werden sollen insgesamt 55 Messingtafeln. Drei jüdische Familien lebten in Massenheim, ein halbes Dutzend waren es in Hochheim. Wer sich an der Stolperstein-Aktion beteiligen möchte, kann eine Patenschaft für einen oder mehrere Steine übernehmen. 1500 Euro müssen noch über Spenden finanziert werden.

Der Förderverein Hochheimer Heimat- und Stadtkultur organisiert die Verlegung. Die Kontonummer lautet:
213 001 949 bei der Nassauischen Sparkasse, Bankleitzahl 510 500 15. Stichwort: „Stolpersteine".

Im Kreis wurden bisher nur in Hofheim Stolpersteine verlegt!

Frankfurter Rundschau - 17.12.09 - mit freundlicher Erlaubnis der FR