Wider das Vergessen
Hattersheim: Steine sollen an Leiden der Juden erinnern / Verlegung für September geplant

Zehn Stolpersteine werden in Hattersheim künftig an Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Für die Verlegung der Gedenksteine des Berliner Künstlers Gunter Demnig hat sich eine städtische Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich 2008 nach einer Podiumsdiskussion zum 70. Jahrestag der Novemberpogrome von 1938 gegründet hatte. „Wir haben nach Wegen gesucht, die Erinnerung an vertriebene und ermordete Juden und andere von den Nazis verfolgte Menschen wachzuhalten", sagte Stadtverordnetenvorsteherin Silvia Maeder (SPD) jetzt bei einer Bürgerversammlung.

Schnell waren sich die 23 Mitglieder der Arbeitsgruppe darüber einig, daß Hattersheim Stolpersteine bekommen soll. 2009 beschlossen die Gremien der Stadt die Beteiligung an Demnigs Projekt, das als weltweit größtes dezentrales Mahnmal für NS-Opfer gilt. Am 9. September wird der Künstler in Hattersheim bei der Verlegung der Steine dabei sein.

Der Erforschung der Lebens- und Leidenswege der vertriebenen Hattersheimer Juden hat sich die Historikerin Anna Schmidt gewidmet. Unterstützt wurde sie dabei von Stadtarchivar Wilfried Schwarz. Glückliche Zufälle halfen der Historikerin bei ihrer Spurensuche. So meldete sich bei ihr der Urenkel von Theodor Grünebaum, der im August 1942 direkt aus seinem Heimatort Hattersheim ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde und später in Treblinka starb.

Jeweils drei Stolpersteine finden ihren Platz in den Ortsteilen Eddersheim und Okriftel, vier in Hattersheim. Zu diesen ersten zehn sollen später weitere dazukommen. Insgesamt kämen rund 30 Standorte in allen Stadtteilen in Frage, sagte Bürgermeister Hans Franssen (SPD).

Damit sich auch Kinder und Jugendliche mit diesem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte befassen, soll für die nächsten zehn Jahre ein Forschungs-Wettbewerb für Schüler ausgelobt werden, bei dem die besten Arbeiten über den Nationalsozialismus ausgezeichnet werden. Vor der Verlegung der Hattersheimer Stolpersteine wird es an der Heinrich-Böll-Schule außerdem zwei Projekttage zum Thema geben.

Franssen betonte, daß ihm bei der Verlegung der Gedenksteine die Zustimmung der Hauseigentümer und Mieter am Herzen liege. „Der Bürgersteig gehört zwar der Stadt, aber wir möchten die Steine nur mit Zustimmung der Hausbewohner verlegen", sagte der Rathauschef. Daher würden alle betroffenen Haushalte von der Stadt informiert. jöh

Näheres zum Stolpersteinprojekt findet sich auch unter  hattersheim.de. Danebenstehend: klicken auf Stolpersteine.

Frankfurter Rundschau - 21.5.10 - mit freundlicher Erlaubnis der FR

Ein weiteres Projekt der Stolpersteine im Main-Taunus-Kreis. Viele Berichte finden Sie auf dieser Homepage.