Den Freiherren auf der Spur
Kelkheim: Neuer Gagernweg erschließt ein Stück Geschichte von Stadt und Region

Von Andrea Rost

Die ersten Tafeln in Hornau stehen, 20 sollen es insgesamt werden. Entlang einer zwei Kilometer langen Strecke durch den Kelkheimer Stadtteil werden sie die Geschichte der Familie von Gagern nachzeichnen und damit auch ein Stück lokaler Historie der Freiheitsbewegung, die in der Rhein-Main-Region besonders stark verwurzelt ist.

„Geist der Freiheit - Freiheit des Geistes" hieß die Ausstellung vor zwei Jahren, die den Anstoß gab, über einen Gagernweg in Kelkheim nachzudenken, sagt Heimatforscherin Christa Wittekind. Seither arbeitete ein Projektteam eng zusammen, forschte in Archiven nach Unterlagen, alten Stichen, Bildern, Plänen und Texten, um die Geschichte der Familie von Gagern auch für historisch nicht so beschlagene Spaziergänger interessant aufzubereiten. Mit am Tisch saßen Barbara Dölemeyer vom Max-Planck-Institut, der Kelkheimer Stadtarchivar Dieter Kleipa, Christa Wittekind und die Kulturreferentin der Stadt Beate Matuschek.

Vor kurzem wurde ein Teilstück des neuen Gagernweges erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Erste Station auf der historischen Reise durch das 19. Jahrhundert ist das Hofgut der Familie von Gagern an der Rotlintallee. Ab 1822 war das ländliche Anwesen mit 30 Zimmern Lebensmittelpunkt der Familie. Vier Jahre zuvor hatte es Hans Christoph von Gagern mit 200 Morgen Ackerland, Wiesen und Wäldern gekauft. 1852 erbte sein Sohn Maximilian das Gut und bewirtschaftete es einige Jahre, ehe es 1866 an Herzog Adolf von Nassau verkauft wurde.

Schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite der Rotlintallee, wo Findlinge die Gagern-Gedenkstätte bilden, läßt sich die Familiengeschichte in aller Ausführlichkeit nachlesen. Auf fünf Tafeln sind die Biografien von Christoph Freiherr von Gagern, seiner Frau Charlotte und den Söhnen Friedrich, Heinrich und Maximilian aufgezeichnet.

Wichtige politische Impulse für die Einheit und Demokratisierung des Landes gingen von den drei jungen Männern aus. Über das Versprechen, das sie einander gaben, ihre ganze Kraft der Zukunft Deutschlands zu widmen, dem so genannten „Staufenschwur", berichtet eine Tafel an der Hornauer Straße.

Für die Aufstellung weiterer Informationstafeln sucht die Stadt Sponsoren

17 Mitglieder der Familie sind auf dem Alten Hornauer Friedhof begraben, er ist eine weitere Station auf dem Gagernweg. Über die Zier- und Nutzgärten des Gagern'schen Hofgutes, um deren Pflege sich vor allem Christoph von Gagern verdient machte, berichtet Tafel Nummer 10. Sie steht an der Theresenstraße.

Museumsdesignerin Susanne Michelsky hat die Tafeln gestaltet. Längst nicht alle sind fertig. Rund 8000 Euro würden gebraucht, um die restlichen Stationen in Auftrag zu geben, sagt Stadtsprecherin Isolde Übelacker. Sponsoren werden gesucht.

Frankfurter Rundschau - 1.10.10 - mit freundlicher Erlaubnis der FR

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