Bürger liefern Ideen für die Alte Mühle:
Weinstube, Streichelzoo oder Ausflugslokal - Vorschläge beim Tag der offenen Tür

Von Denis Fengler

Sie ist das älteste Gebäude in Eschborn: die Alte Mühle am Westerbach. 1409 wurde sie zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Doch nur wenige Eschborner haben die Mühle in den vergangenen Jahrzehnten betreten. Deshalb war das Interesse groß, als die Stadt am Samstag die riesigen hölzernen Tore zu dem 15000 Quadratmeter großen Mühlengelände öffnete. Die Eschborner sollten Vorschläge entwickeln, wie die Mühle künftig genutzt werden soll. Erst vor einem Vierteljahr hatte die Stadt das Gelände von den Nachkommen der Familie Luce für 1,4 Millionen Euro gekauft.

Seit vier Jahren leerAlte Mühle051

Der bauliche Zustand der Mühle, die unter Denkmalschutz steht und von außen recht passabel aussieht, muss noch ausgewertet werden, heißt es von der Stadt. Vier Jahre standen die Gebäude leer, nachdem die letzte Bewohnerin, Margarete Luce, im September 2003 im Alter von 99 Jahren gestorben war. Was sich die mehr als 300 Eschborner für die Mühle wünschen, die am Samstag zu Kaffee und Kuchen neugierig auf den Mühlenhof strömten, lässt sich schnell heraushören: ein kulturelles Juwel im Ortskern. „Schön wäre eine kleine Weinstube samt Lehrpfad und einem Streichelzoo für die Kinder", sagt die 34-jährige Eschbornerin Jeanette Zuber.

Das Mühlgelände erstreckt sich noch weit in den Wald am Westerbach, der leise gluckert - dort wo sich einst das große Mühlrad drehte. Am Samstag waren kleine Wege aus Holzmull ausgelegt, die durch den alten Rosengarten, den Obstgarten, den kleinen Park und den mit jahrhundertealten Bäumen gespickten Waldsaum führten. „Als kleine Kinder haben wir oft versucht, über die Bachseite auf das geheimnisumwitterte Gelände zu kommen", erinnert sich Zuber lachend. Aber dann habe es diesen großen Hund gegeben...

Den Zwinger gibt es noch, den Hund nicht mehr. Im Schatten des Eingangs stehen die weißen Pavillons des Hausfrauenbundes. „Ich würde mich freuen, wenn hier ein kleines Ausflugslokal entsteht", sagt Isabelle Göttlich-Sander vor den mit Plastikfolien und Sperrholzplatten vernagelten Fenstern des zweistöckigen Fachwerkhauses. Und die 77-jährige Hildegard Haus ergänzt: „Eine Gaststube wäre schön." Doch es gibt auch andere Vorschläge: Abreißen und ein Altenwohnheim errichten, sagt eine ältere Eschbornerin. Das aber ist zum Glück schon aus Denkmalschutzgründen unmöglich.

Überall wird am Samstag getuschelt, Gerüchte machen die Runde: über die reichen Luces, den Ventilator-Fabrikanten, deren Villa an der Hauptstraße nach dem Krieg von den Alliierten konfisziert wurde und in der heute der Verein Lebenshilfe Schwerstbehinderte betreut. Die Familie zog 1945 in die Mühle, die sie bereits Jahre zuvor in eine Art Schlosspark hatten umwandeln wollen.

Heute zeugen nur noch ein paar Bücher in einem Regal und das möblierte Gästezimmer davon, dass die klammen Räume noch bis 2003 bewohnt waren. Die später gebrechliche Margarete Luce sei nur selten im Ort gesehen worden. Wie es damals in der Mühle ausgesehen hat, weiß Ingrid Hansing, ehemalige Stadtverordnete, die das Haus nach Luces Tod besichtigte. Die Mühle sei bis unters Dach mit Kostbarkeiten gefüllt gewesen, mit alten wertvollen Möbeln, schwärmt sie. Die Stadt will jetzt die Vorschläge auswerten und in die Entscheidungsfindung einfließen lassen.

 

ALTE MÜHLE ESCHBORN

  • Im Jahr 1405 wird erstmals eine Mühle in Eschborn urkundlich erwähnt. Mit Julius Streit ist 1694 erstmals auch ein Müller im Kirchenbuch bezeugt.
  • Die Mühle wird von 1724 bis 1809 von drei Generationen der Familie Bach betrieben, danach von den Wohnbachs. Der letzte Müller ist Johann Phillipp Wohnbach, der 1888 stirbt.
  • Die Luces erwerben die Mühle 1910. Nach Plänen aus dem Stadtarchiv wollten sie das Mühlgelände ursprünglich zum großen Erholungspark ausbauen.

Frankfurter Rundschau – 6.8.07 - mit freundlicher Erlaubnis der FR

Besser:
Konzerte für ein breites Publikum - über viele Monate: viel mehr als summertime; Theater u.ä.
Warum? Hier könnte die Neue, die kulturelle Mitte von Eschborn entstehen.
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