Das Arboretum zwischen Eschborn, Sulzbach und Schwalbach
JUTTA   SEURING

Zwischen den Kommunen Schwalbach, Sulzbach und Eschborn bietet sich auf ca. 76 ha Flache eine Waldparklandschaft, die einlädt zum Spazierengehen, Radfahren und sich erholen Es handelt sich jedoch nicht um gewöhnliche Bäume und Sträucher, die hier wachsen, sondern es finden sich über 600 Baum- und Straucharten aus den Regionen der nördlichen Erdhalbkugel. Sie sind in ihren natürlichen Waldgesellschaften gemeinsam angepflanzt und ermöglichen so, in nur zwei Stunden einen Spaziergang von Mitteleuropa aus über Kleinasien, Japan und den Himalaja nach China und Nordamerika.

Geschichte des Arboretums

Das Gelände der heutigen Waldparklandschaft diente vor und während des zweiten Weltkrieges als Feldflugplatz für die Deutsche Luftwaffe und wurde nach Kriegsende von den amerikanischen Streitkräften genutzt Nach Ende des Besatzungsstatus wurde die Bundesrepublik Deutschland Eigentümer der Flächen, die viele Jahre von der Bundespost, dem Technischen Hilfswerk und weiterhin der US-Armee genutzt wurden.

Im Jahre 1981 erwarb das Land Hessen eine Restfläche von 76 ha zur Schaffung eines ökologischen Ausgleichsraumes im Ballungsgebiet Rhein-Main. Für den Ausbau des Flughafens Rhein-Main wurden Ausgleichsflächen zur Aufforstung gesucht, wofür sich das ehemalige Flugplatzgelände anbot. Es wurden Bunker gesprengt, Beton und Schotterpisten beseitigt, verdichteter Boden aufgelockert und mit der Aufforstung begonnen.

Dabei legte die Landesforstverwaltung großen Wert darauf, die Belange der Bevölkerung zu berücksichtigen. Daher ist hier in Eschborn Anfang der 80er Jahre keine einfache Aufforstung aus heimischen Baumarten entstanden, sondern ein beispielhaftes Anschauungs-, Lehr-, Versuchs- und Erholungsgebiet angelegt worden, das seine Besucher zu einem Spaziergang durch die verschiedenen Waldgesellschaften der Nordhalbkugel unserer Erde einlädt.

Was ist ein Arboretum überhaupt?

Ein Arboretum ist eine Sammlung von lebenden Bäumen und Sträuchern, die die Arten-, Farb- und Formenvielfalt der Natur verdeutlichen soll und als Anschauungs- und Lehrobjekt der Dendrologie dient.

Was bietet das Arboretum Eschborn seinen Besuchern?

Das Besondere am Arboretum in Eschborn ist die großflächige Anlage, die es ermöglichte, nicht nur einzelne Gehölze sondern ganze Waldgesellschaffen anzupflanzen. Dadurch erhält der Besucher einen Eindruck der vielfältigen Waldbilder, die es in der gemäßigten Zone der Nordhalbkugel gibt. Jedes der 36 Waldbilder repräsentiert dabei eine bestimmte Region mit ihrer charakteristischen und typischen Baum- und Strauchartenzusammensetzung. Natürlich darf der Besucher noch keine großen Bäume mit mächtigen Kronen erwarten. Viele der Waldbilder befinden sich noch im Jungwuchsstadium und müssen bei starken Ausfällen auch zusätzlich ausgepflanzt werden. Das Arboretum lädt dazu ein, das Entstehen und Werden der verschiedenen Wald-Gesellschaften mitzuerleben.

Neben den angepflanzten Waldgesellschaften gibt es noch andere Biotoptypen, die das Arboretum für seine Besucher sehr abwechslungsreich gestalten:

-   auf ausgewiesenen Sukzessionsflächen kann man beobachten, wie sich die Natur ohne jeden menschlichen Eingriff ehemaliges Kulturland zurückerobert,

-   auf den offenen Streuobstwiesen wachsen alte Kultursorten von Apfel-, Birn- und Steinobstbäumen, die heute in Vergessenheit geraten sind und kaum noch angebaut werden,

-   in einem angelegten Feuchtbiotop finden zahlreiche Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum in den Gräben, Steil- und Flachufern und dem Teich,

-   entlang des geologischen Lehrpfades können sich die Besucher über die wichtigsten in Hessen vorkommenden Gesteinsarten informieren,

-   und an den Wegen im gesamten Gebiet werden die typischen Laub- und Nadelbäume unserer Heimat hier in Mitteleuropa vorgestellt.

-   Auf 25 ha Fläche wird ökologische Landwirtwirtschaft betrieben.

Die Waldgesellschaften

Im Arboretum Eschborn kann der Besucher direkt nebeneinander Waldgesellschaften aus vier Regionen der gemäßigten Zone der Nordhalbkugel kennen lernen, nämlich Nordamerika, Ostasien, Vorderasien und Mitteleuropa. Die Bäume und Sträucher dieser vier Gegenden haben ähnliche Ansprüche an die Niederschlagshöhe, Temperatur und Jahreszeitenverteilung.

Die gepflanzten Gesellschaften reichen von sommergrünen Laubwäldern von Nordamerika bis Mitteleuropa, den nördlich daran anschließenden borealen Nadelwäldern bis hin zu den aus dem südlichen Mitteleuropa stammenden und an wärmeres und trockeneres Klima angepassten Hartlaubgewächse. Auch die in den Nadelwäldern im Westen Nordamerikas beheimateten Baumriesen, die Mammutbaume, können hier bestaunt werden. Allerdings brauchen diese Bäume noch einige Jahre, bis sie ihre Mächtigkeit demonstrieren können.

Die Streuobstwiesen

Streuobstwiesen sind ein ganz Hessen prägendes Landschaftsbild und vor allem auch für den Frankfurter Raum charakteristisch. Früher standen Obstbaume auf breiten Grüngürteln um die Ortschaften herum, säumten die Feldwege und Straßen und prägten unsere Kulturlandschaft. Der „Äbbelwoi" wurde schließlich zum hessschen Nationalgetränk.

Durch die intensivierte Landwirtschaft ist die Nutzung des Obstes und damit die Pflege der Wiesen und Obstbaume in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Streuobstwiesen bieten aufgrund der extensiven Nutzung und ihres Strukturreichtums vielen Pflanzen- und Tierarten Lebensraum. Sie sind ein wichtiges Kulturbiotop, in dem viele Insekten, seltene Vögel wie Steinkauz und Wendehals, Fledermäuse, Marder, Spitzmäuse und oftmals auch selten gewordene Kräuter und Orchideen vorkommen. Mit dem Erhalt dieses abwechslungsreichen Lebensraumes werden gleichzeitig alte Kulturarten der heimischen Apfel-, Birnen- und Steinobstsorten bewahrt und auch nachgepflanzt. Um das Verbuschen zu vermeiden, werden die Wiesen gemäht und von Schafen beweidet. Die Obstbäume erhalten im Winter einen Pflegeschnitt, um das Ausbrechen zu starker Aste zu vermeiden.

Der geologische Lehrpfad

Der geologische Lehrpfad findet sich in der Mitte des Geländes und umfasst 24 Gesteinsblöcke, die alle aus verschiedenen Orten Hessens stammen. Sie sind Zeugen der mehr als 3 Milliarden Jahre alten Geschichte der Erde und sind nach ihrer Entstehungsart in drei Gruppen angeordnet.

Das Feuchtbiotop

Im Westen des Geländes wurde ein kleines Feuchtbiotop geschaffen, das durch seine klein-flächig wechselnden Strukturen aus Flach- und Steilufern, kiesigen und lehmigen Untergrund und eine Insel zahlreiche Lebensraume bietet Schnell haben sich hier typische wasser- und feuchtigkeitsliebende Pflanzen und Tiere angesiedelt.

Die Sukzessionsflächen

In der Mitte des Arboretums liegen Flachen, auf denen sich die Natur ohne jegliche menschliche Eingriffe entwickeln kann. Solche Flachen werden in zeitlicher Abfolge von verschiedenen Pflanzengesellschaften besiedelt, was man als Sukzession bezeichnet. Zu Beginn der Vegetationsentwicklung finden sich Gräser und Kräuter ein - ideale Lebensbedingungen für viele Insekten- und Vogelarten, die in der intensiv genutzten Kulturlandschaft nicht mehr anzutreffen sind. Im Laufe der Zeit verbuschen solche Flächen, weil sich immer mehr dauerhafte Gehölze ansamen, bis schließlich als Klimaxstadium aus dieser Sukzessionsfolge in ferner Zukunft eine Waldgesellschaft wird.

Wer betreut das Arboretum?

Das Arboretum wird durch HESSEN-FORST Forstamt Hofheim in eigener Zuständigkeit betreut, wobei die enge Personaldecke und schwindende Finanzmittel Probleme bereiten. Durch die Gründung eines Fördervereins soll hier Abhilfe geschaffen werden. Interessierte und Freunde des Arboretums, anliegende Kommunen und der Kreis können ab Ende dieses Jahres an der Entwicklung des Arboretums mitarbeiten.

Ziel ist, das Arboretum weiter zu entwickeln
-  als Anschauungsobjekt der Dendrologie,
-  als Modell für die Verzahnung von Vorrangflachen für den Naturschutz und einer ökologischen Landwirtschaft
-  und als Ort der Erholung im Ballungsraum Rhein-Main.

    Der Förderverein Arboretum freut sich über Spenden:
    Bankverbindung des Fördervereins Arboretum:
    Taunussparkasse Schwalbach
    Kto.-Nr.: 49 003 978
    BLZ: 512 500 00

Aus: Zwischen Main und Taunus – MTK-Jahrbuch 2003 - mit freundlicher Genehmigung durch Hessen-Forst -  Forstamt Königstein,  Ölmühlweg 17,  61462 Königstein
25.6.05

Sehen Sie sich zum Arboretum auch die sehr informativen Seiten der Stadt Schwalbach an!

Und ebenso die Seiten des Hessischen Forstamtes Königstein!

Weitere Bilder folgen hier in Kürze.