Die alte Turmburg ins Gedächtnis zurückgerufen
Von Gerhard Schöffel

“Hier stand die Burg von Aschebrunne in aller Zeit 1050 – 1622. Alles verbrannte im Krieg und Streit – Eschborns Burg ist Vergangenheit“. Diese Inschrift, die auf eine Holztafel eingefräst ist, können jetzt die Passanten lesen, die am Garten des Hauses Burgstraße 4 vorbeigehen. Ausgedacht und geschaffen hat diese unter einem Dacherl hängende Informationstafel der Eschborner Jonas Gränz mit viel Liebe und Geduld.

Anlaß zu diesem Werk war eine Stadtführung mit ausländischen Gästen, verbunden mit einem Zeitungsbericht. Darin bemängelte der Schreiber, wohl zugleich Stadtführer, daß er nichts über die Eschborner Burg erzählen konnte, schon gar nicht, wo sie eigentlich wirklich gestanden hat. „Das fand ich ganz schlimm“, erkannte Gränz und machte sich so seine Gedanken darüber, wie man Anlieger, Neubürger und Ortsfremde auf den ursprünglichen Standort des Burgturms hinweisen könnte. „Schließlich wohnen wir seit 1955 auf dem ehemaligen Burggelände“, sagte der nachdenkliche Rentner.

Die Idee zum “Info-Häuschen“ kam nicht plötzlich, sondern reifte langsam im Stillen und in Gesprächen mit der ganzen Familie. Ein Holzbrett an der Hauswand oder freistehend unter einem Dach? Das war die Kernfrage, die sich Gränz immer wieder stellte. „Bei Spaziergängen im Taunus haben wir nach geeigneten Stämmen geguckt und auf dem Glaskopf den richtigen gefunden“, berichtet der gelernte Mechaniker. „Der lag da wie gerufen.“

Zusammen mit Enkel Daniel habe er den Stamm aus dem Wald geholt, die Rinde abgeschält und als Rohling im Herbst zum Trocknen in den Keller gelegt. Im Winter wurde dann ausgiebig über das weitere Vorgehen diskutiert. „Was soll denn auf dem Brett zu lesen sein?“, fragte sich Ehefrau Marianne und wandte sich an Stadtarchivar Gerhard Raiss, der diese griffige Inschrift formulierte. „Die Ausgrabung der Eschborner Turmburg gehörte zu den ersten Burgtypen des älteren Mittelalters, die systematisch ergraben worden sind“, so Raiss zur Historie des 1622 abgebrochenen Bauwerkes. Das Burghaus sei schriftlich bis 1614 bezeugt, dürfte aber zuletzt kaum noch den Charakter eines Wehrbaues gehabt haben.

Zusammen mit dem ältesten Sohn Stefan wurden endlich die handwerklichen Arbeiten in Angriff genommen, denn Gränz hatte sich inzwischen darauf besonnen, daß im Keller noch ein 25 Jahre altes Eichenbrett herumliegen müßte. Das war der entscheidende Moment, Inschrift samt Aufhängung unverzüglich anzufertigen. Die Worte wurden zeilengerecht aufgemalt, vorgefräst, nachgefräst, die Rillen mit schwarzer Farbe ausgemalt. „Darüber kam drei Mal eine Parkettversiegelung“, erzählt der Initiator. Das Dach wurde mit Dachpappeschindeln abgedeckt und am First verankert mit Kupfernägeln. "Zum Schluß war es eine tolle Gemeinschaftsarbeit der ganzen Familie“, berichtet er.

Offiziell eingeweiht worden war das im Garten stehende Hinweisschild vor wenigen Wochen beim Straßenfest der Anwohner der Burgstraße. Dazu war gar eine Abordnung der „Ritter von Kronberg“ in mittelalterlicher Bekleidung erschienen, die eine Modellnachbildung der Turmburg, gefertigt vom Eschborner Karlheinz Noss, ausstellten. „Heute stehen die Leute vor dem Schild und lesen den Text laut vor“, freut sich der 80 Jahre alte Erbauer.

Höchster Kreisblatt - 21.9.07 - mit freundlicher Erlaubnis des HK

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