Über das Eschborner Steinkreuz

In Auszügen bringen wir Gedanken, Forschungsergebnisse und Meinungen über das sog. Bonifatiuskreuz - niedergelegt in diesem Buch unseres lokalen Historikers (und: heutiger Ehrenbürger von Eschborn) Hansjörg Ziegler. Der Autor hat zahlreiche Quellen studiert (Quellennachweise im Buch, nicht in den Beiträgen auf dieser Homepage). Erstmalig zuverlässig erwähnt ist die Denkmalgruppe im Jahre 1339. Damit konnte die Denkmalgruppe - wie auch das spezifische Steinkreuz - gut leben... und ebenso die Umwelt.

Doch Ende der 1920-er Jahre befaßte sich der Eschborner Maler Hanny Franke eingehend mit der draußen in der Gemarkung Eschborn/Sossenheim (Elisabethenstraße) befindlichen weithin unbeachteten Denkmalgruppe; in vielen Gemälden und Fotografien dokumentierte er seine Eindrücke. Und: er versuchte, den nur verschwommen erhaltenen Buchstaben oder Zeichen/Symbolen ihren wahren Sinn zu entlocken. Er kam zu einem Ergebnis, das vor ihm noch niemand erahnt hat. Hanny Franke war sich sicher, daß das Kreuz einen eindeutigen Bezug zu Bonifatius haben und somit etwa aus dem Jahre 754 stammen müsse.

Sensationell? Kaum, niemand im Kreise der Fachleute schloss sich dieser Meinung an. Aber der Name Bonifatiuskreuz war geboren. Eschborner Hochstapelei... oder einfach “Eschborner Förz”? Lesen Sie selbst.

Über Einzelheiten der Forschung wie der einst genügsam wogenden Meinungen, unterstützt durch zahlreiche Abbildungen, informieren die folgenden Seiten.

Auf ein vergnügliches Studium. Das Originalbuch ist noch bei der Historischen Gesellschaft Eschborn erhältlich.

Ein Nachtrag. Oder: eine nachtragende Zusammenfassung?

Ein einsames verwittertes Steinkreuz wurde also im Jahre des Herrn 1933 bei Straßenbauarbeiten an der Elisabethenstraße in der Nähe von Sossenheim auf Eschborner Gemarkung als Teil der dreiteiligen Denkmalgruppe "zu den crutzen" gesichert und nach Frankfurt ins Kunsthistorische Museum verbracht.

Schon zuvor war gerätselt worden, für was das Denkmal mit seiner unlesbar gewordenen Schrift (1339 erstmals urkundlich erwähnt – ohne Beziehung zu Bonifatius) wohl stehen möge: Sühnekreuz für einen Erschlagenen oder Gedenken für Bonifatius, der nach seinem Tode im Jahre 754 nach Fulda verbracht wurde.

Manchem gefiel die Deutung „Bonifatius“ – trotz aller sachlichen Bedenken. Lokalpatriotisch wurde es dann in Eschborn Ernst, als unser Eschborner Maler Hanny Franke 1930 sich festlegte: "Es ist ein Gedenkstein zu Ehren des Heiligen Bonifatius", der weiland im Lande der Friesen von aufmüpfigen Räubern, vielleicht aber auch wegen seines Rufes als Missionar, erschlagen worden war. Möglicherweise mochten sie auch nicht das spätere Schicksal der Sachsen teilen, die 782 mit 4.500 Menschen von König Karl ermordet wurden, weil sie sich freiwillig nicht „bekehren“ lassen wollten. Freiheit, die sie meinen…

Außerhalb der Eschborner Mauern fand dieser letztlich doch recht neue Gedanke später keine Anhänger mehr - aber im Dorfe Eschborn... - da setzte sich die Mär in einigen wenigen Köpfen fest. Und so wird bis auf den heutigen Tag der Glaube an die fromme Legende am Leben gehalten. Wohl wider besseres Wissen - denn die Fakten sprechen eine klare Sprache. Vor allem: sie sind nicht "umstritten".

Der anerkannte Fachmann Heinrich Riebeling hat sich ausführlich mit dem Thema befasst – und jeglichen Gedanken an ein „Bonifatius-Kreuz“ verworfen – auch wenn er der Legende seine Referenz meint erweisen zu müssen:

Auch Adalbert Volbert konnte dem Gedanken keine Spur Wahrheit zuerkennen:

Doch in Eschborn spielt das keine Rolle – da wird die Legende weitergesponnen.

Wenn dann aber die FR berichtet (19.7.07), daß Nonnen aus Südamerika vor dem vorgeblichen, dem für sie vermeintlichen Bonifatius-Kreuz zu Boden gesunken sind, sich in religiöser Demut zu bekreuzigen, dann ist das ein bitteres Spiel, das hier mit religiösen Gläubigen getrieben wird. Kopfschütteln ist das Mindeste, was da geboten ist.

Und warum das alles? Nur wegen eines bißchens Eschborner Hochmutes? Hat Eschborn das nötig? Nein, ganz gewiß nicht.

20.7.07 / HS

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ein kleiner Nachtrag!